Die Social-Media-Plattform TikTok katapultierte den Verkauf vor Kurzem auf eine spektakuläre Ebene. Eine bekannte amerikanische Köchin hatte einen Snackteller fotografiert, auf dem mehrere Dosen Fisch standen, dazu schrieb sie den Hashtag #tinnedfishdatenight. Es gab daraufhin so viel Zuspruch, dass es sogar zu Lieferengpässen in der Branche kam.
Qualitätsfischkonserven sind allerdings schon seit Jahren auf dem Vormarsch. Diese Delikatessen kommen vor allem aus Spanien und Portugal, wo die Kultur des Einmachens noch sehr lebendig ist. Dort betrachten die Menschen Konserven keineswegs als verwerflich. Vielmehr ist es eine Möglichkeit, das Beste aus dem Meer für später aufzubewahren. Es ist eine entspannte Art, Essen zu servieren, wenn man plötzlich und unerwartet Freunde zu Besuch hat – ein kleiner erschwinglicher Luxus, den man im Handumdrehen serviert hat.
In Supermärkten oder Discountern ist die Auswahl eher bescheiden. Da begrenzt sich das Angebot meist auf Thunfisch, Sardinen und Sardellen. Aber es gibt im Fachhandel so viel mehr zu entdecken, darunter auch abenteuerliche Zubereitungen wie etwa Dosen mit Kabeljaurogen, Stichlinge oder Herzmuscheln. Und es gibt Dosen, in denen das Produkt in Kokosmilch und thailändischen Gewürzen statt in Olivenöl eingelegt ist.
Viele der Dosen sind auch schön bedruckt oder verpackt, was ebenfalls ein Teil des Reizes ist, berichten Menschen aus der Branche. Je hübscher die Dose verpackt ist, desto besser verkauft sie sich. Auf der einen Seite gibt es die Retro-Dosen mit nostalgischem Design, auf der anderen Seite die Dosen mit modernen Drucken oder Zeichnungen eines Künstlers.
Es gibt sogar einen Anbieter aus Portugal, der für jede Sorte mit einem anderen lokalen Illustrator zusammenarbeitet. Und es soll auch Kunden geben, die alle Dosen einer Serie sammeln und sie anschließend in ihrer Küche ausstellen. Das sind dann nette Hingucker.
Der Unterschied zwischen einer solchen kunstvollen Dose und einer Supermarktdose ist aber nicht rein optisch. Bei der Edelversion wird der Fisch handwerklich konserviert - sorgfältig zubereitet, gekocht und erst dann in die Dose gegeben. In den Familienbetrieben in Portugal und Spanien wird das noch überwiegend von Hand gemacht. Hingegen kochen industrielle Anbieter den Fisch in der Dose, was dem Geschmack nicht zuträglich ist.
Natürlich spielt auch die Qualität der anderen Zutaten eine Rolle. In den hochwertigen Dosen findet man oft gutes Olivenöl, während die industriellen Dosen eher mit weniger geschmackvollem Sonnenblumenöl gefüllt sind.
Was die Aufbewahrung der Dose angeht, so haben sie zwar ein Mindesthaltbarkeitsdatum, aber kein Verfallsdatum. "Das bedeutet, dass sie im Grunde unendlich lange haltbar sind", sagt Delikatessenhändler Pieter Jelle De Brue. Demnach bevorzugen Kenner aber Dosen, die mindestens zwei Jahre alt sind: In dieser Zeit hatte der Fisch Zeit, alle Aromen des Öls oder der Sauce aufzunehmen, und der Geschmack sei dann am besten. Es gibt auch Anbieter, die wie beim Wein sogar das Produktionsjahr aufdrucken.
Offenbar ist Dosenfisch auch nachhaltig. Bei frischem Fisch wird ein Drittel des Fangs weggeworfen, weil der Fisch nicht rechtzeitig verzehrt wird. Bei Fischkonserven fallen weniger Lebensmittelabfälle an, da der Fisch unmittelbar nach dem Fang konserviert wird.
standaard/mz