Bei dem Goldenen Brief handelt es sich um ein einmaliges Zeugnis der Weltgeschichte. 250 Jahre lang hat der Kulturschatz weitgehend unbemerkt im Tresor der ehemals Königlichen Bibliothek in Hannover geschlummert. Niemand konnte die birmanischen Schriftzeichen entziffern.
«Es ist nicht so, dass er in irgendeiner Ecke lag, aber er wurde als Kuriosum geführt», sagte Bibliotheksdirektor Georg Ruppelt am Montag, während er das kostbare Objekt in der Restaurierungswerkstatt ehrfürchtig in Händen hielt.
Nur für einen kurzen Moment war der Blick frei auf den mit 24 Rubinen verzierten 50 mal 12 Zentimeter großen Brief aus dünnem Goldblech. Dann wurde das Schmuckstück mit einem eigens für diesen Zweck gefertigten Spatel in eine verspiegelte Glasvitrine umgebettet.
Mit dem überaus wertvollen Schreiben wollte der birmanische König Alaungphaya den hannoversch-englischen Regenten Georg II. beeindrucken. Als Transportbehältnis diente eine aus einem ausgehöhlten Elefanten-Stoßzahn gefertigte Dose. Wie der luxemburgische Historiker Jacques Leider in dreijähriger Forschungsarbeit herausfand, bietet der asiatische Herrscher in dem Schreiben dem Welfenkönig ein Freundschaftsbündnis und einen Handelsplatz in seinem Land an. Solche Goldenen Briefe seien sonst nur an die chinesischen Kaiser geschrieben worden, sagte der Birma-Experte Leider.
Kurios ist auch die Geschichte des 100 Gramm schweren Kulturschatzes. König Georg II. konnte mit dem Schreiben wohl wenig anfangen und schickte es direkt in die Königliche Bibliothek nach Hannover. 1768 «misshandelte und verbog» der dänische König Christian VII. den bis dahin aufgerollten Brief bei einem Inkognito-Besuch der Bibliothek, so eine Quelle von 1867. Der Däne war wohl nicht der Geschickteste - beim Zurückschieben des Schreibens in die Elfenbeindose riss das Gold ein.
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