Sechs Führungskräfte des alten Regimes bleiben allerdings vorerst im Amt, unter ihnen Ministerpräsident Mohammed Ghannouchi sowie der Außen-, Verteidigungs- und der Innenminister. Die neue Regierung beschloss in einer ihrer ersten Amtshandlungen, sämtliche politischen Gefangenen freizulassen. So schnell wie möglich soll zudem untersucht werden, ob die bislang verbotenen Parteien legalisiert werden können.
Lage weiter angespannt
Am Sonntagabend spitzte sich die Lage in Tunesien zu. Trotz einer Ausgangssperre lieferten sich Soldaten der Armee und Mitglieder der Leibgarde des gestürzten Präsidenten mitten in Tunis Gefechte. Hotels wurden verbarrikadiert, Bürgerwehren schützten ihre Viertel - selbst Frauen und Kinder hatten sich mit Stöcken und Steinen bewaffnet, um Plünderer abzuwehren.
Seit der Flucht von Ben Ali gilt in Tunesien der Ausnahmezustand. Ben Ali hatte das Land 23 Jahre in autoritärer Herrschaft regiert und hinterließ Gewalt und Chaos. Auslöser seines Sturzes waren Massenproteste gegen Korruption und hohe Arbeitslosigkeit. Sie hatten sich in der vergangenen Woche zu einem Volksaufstand ausgeweitet.
Kleines Taschengeld
Nach Informationen der französischen Zeitung "Le Monde" soll der gestürzte Staatschef Ben Ali Goldbarren aus der Zentralbank im Wert von 45 Millionen Euro ins Exil mitgenommen haben.
Ben Ali wird voraussichtlich noch einige Wochen in Saudi-Arabien bleiben, in einem Palast in der Hafenstadt Dschidda. Bei dem Präsidentenpaar sollen auch die jüngste Tochter und eine Schwester der Präsidentengattin sein. In Saudi-Arabien könnten sie bis zum Sommer bleiben, heißt es.
Ein Hausangestellter der Präsidentenfamilie erklärte in Tunis, Ben Ali und seine Frau hätten sich am Tag ihrer Flucht nichts anmerken lassen. Sie seien durch einen geheimen Tunnel nach Karthago verschwunden. Dort seien sie in einen Hubschrauber gestiegen.
dpa/jp/km - Bild: epa