Nach der gestrigen Flucht von Präsident Ben Ali ins saudische Exil hatte zwischenzeitlich Ministerpräsident Ghannouchi die Amtsgeschäfte übernommen.
Nach der Flucht des tunesischen Präsidenten Ben Ali ins saudische Exil geht eine Welle von Plünderungen durch das nordafrikanische Land. Trotz einer Ausgangssperre war es in der Nacht erneut zu Unruhen in der Hauptstadt Tunis gekommen.
Am Samstag marschierte Militär im Stadtzentrum auf, zwischen den Rauchsäulen am Himmel kreisten Helikopter. Brandstifter hatten in der Nacht Feuer in einem Bahnhof und einem Supermarkt in Tunis gelegt, der Ben Alis Schwiegersohn gehört. Auch andere Gebäude von Ben Alis Familie waren Ziele der Demonstranten.
Die Hintermänner der Plünderungen in Tunesien blieben vorerst im Dunkeln. Kriminelle Banden hätten von dem Chaos profitiert und Geschäfte geplündert, sagte der Oppositionspolitiker Mustafa Ben Jaafar am Samstagmorgen dem französischen Sender France Info.
Auch Verwaltungsgebäude seien angegriffen worden. Vor Reportermikrofonen äußerten mehrere Tunesier dagegen den Verdacht, dass Angehörige der Miliz das Machtvakuum nutzten und an Plünderungen beteiligt wären.
Exil: Ben Ali flüchtet
Die Proteste, die sich ursprünglich gegen die hohe Arbeitslosigkeit richteten, hatten sich in den vergangenen Tagen immer mehr zum Aufstand gegen den Präsidenten entwickelt. Ben Ali war am frühen Samstagmorgen im saudi-arabischen Dschiddah eingetroffen. Man habe Ben Ali und seine Familie im Königreich willkommen geheißen, meldete die saudische Nachrichtenagentur SPA.
Die Regierung Saudi-Arabiens wünsche Tunesien «Sicherheit und Stabilität» und «stehe an der Seite des tunesischen Volkes», hieß es. Ben Ali hatte nach französischen Medienberichten zuvor vergeblich versucht, in Paris zu landen.
Viele Touristen saßen fest, nachdem Ben Ali vor seiner Flucht noch den Ausnahmezustand verhängt und den Luftraum gesperrt hatte. Thomas Cook und Jetair haben schon gestern hunderte belgische Urlauber zurückgeholt.
USA und EU beunruhigt
Nach dem Sturz von Präsident Ben Ali haben die EU und die USA zu einem friedlichen Machtwechsel in Tunesien aufgerufen. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich beunruhigt über die Gewalt in Tunesien. Er forderte Zurückhaltung aller Parteien und Gespräche zu einer friedlichen Lösung.
Die sogenannte Jasminrevolution in Tunesien hat nach inoffiziellen Angaben mehr als 80 Menschenleben gefordert. Sie begann Mitte Dezember als Protest gegen Arbeitslosigkeit im Land und richtete sich in den letzten Tagen zunehmend gegen den diktatorischen Führungsstil des Präsidenten.
dpa/okr/jd/rkr - Bilder:epa