Der in Dopingfragen alles andere als unbelastete Lance Armstrong schiebt den Schwarzen Peter weiter. Radsport ist für den siebenfachen Tour-de-France-Sieger nicht der Spitzenreiter in der Doping-Statistik.
Er gab zu, dass das Image seines Lieblingssports durch die zahllosen Doping-Affären erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde, gab aber zu bedenken: «Würde in anderen Sportarten ähnlich konsequent kontrolliert werden wie im Radsport, hätten wir genauso viele positive Ergebnisse - wenn nicht mehr».
Das sagte der 39-jährige Texaner vor dem Start der Tour Down Under in Adelaide/Australien, bei der er ab Sonntag seinen internationalen Ausstand feiert und zum letzten Mal außerhalb der USA startet.
Die US-Behörden unter Chefermittler Jeff Novitzky ermitteln seit Mai 2010 gegen den Rekordsieger wegen Betrugsverdachts und möglicher Steuerhinterziehung. Hintergrund sind auch massive Dopingvorwürfe seines ehemaligen Team-Kollegen Floyd Landis an die Adresse Armstrongs, der zahlreiche Dopingvorwürfe in seiner langen Karriere stets von sich wies und zum größten Teil juristisch verfolgen ließ. Die möglicherweise folgenschweren, laufenden Ermittlungen würden ihn in seinen täglichen Abläufen des Lebens nicht beeinträchtigen, sagte Armstrong in der Vorwoche.
Der geheilte Krebspatient versteht in gewisser Weise den Argwohn, den sein Tour-Rekord ausgelöst hätte. Er schreibt seinen außergewöhnlichen Erfolg allerdings einer «völlig geänderten Auffassung» seines Sports zu. «Wir haben die Art zu trainieren revolutioniert, die Art, Moral in einem Team aufzubauen, Rennen zu fahren und den Sport zu verkaufen», sagte Armstrong, der bei dem hochkarätig besetzten Rennen in Australien nicht auf seinen Nachfolger als Toursieger, Alberto Contador, trifft. Der Spanier ist wegen der laufenden Doping-Anklage suspendiert.
Sein letztes Rennen im Ausland würde Armstrong nicht nostalgisch stimmen, erklärte der angehende Rad-Rentner, der im Vorjahr das Kapitel Tour de France in Paris mit einem wenig schmeichelhaften 23. Rang beendet hatte. «Ich gehe und weiß, dass ich mein Bestes gegeben habe - dafür muss mir keiner einen Pokal überreichen», sagte Armstrong auf einer Pressekonferenz in Rowland Flat in der australischen Weinregion Barossa Valley. «Es wäre ein Fehler, der Radsportzeit nachzutrauern, wo ich doch viel größere Geschichten vor mir habe», erklärte er ohne ins Detail seiner Pläne zu gehen.
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