Mitten im Rhein-Hochwasser ist ein Tankschiff mit gefährlicher Schwefelsäure an Bord nahe des Loreley-Felsens gekentert. Nach der Havarie bei St. Goarshausen lag das 110 Meter lange Tankmotorschiff auf der Backbordseite im Rhein, nur eine Hälfte schaute aus den Fluten heraus.
Nach ersten Erkenntnissen sei keine Ladung ausgetreten, sagte der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen, Martin Mauermann, in St. Goarshausen. Unter anderem suchten Boote und ein Hubschrauber mit einer Wärmebildkamera nach den Vermissten.
Wieso der mit rund 2400 Tonnen Schwefelsäure beladene Frachter verunglückte, war zunächst völlig unklar. «Das Schiff war normal in Fahrt und ist plötzlich vom Radarschirm verschwunden», sagte Mauermann. «Es ist keine Beteiligung eines anderen Schiffes dabei gewesen.»
Der Rhein bleibe zunächst für die Schifffahrt gesperrt, bis der Frachter endgültig stabilisiert sei. «Bei der Bergung sind wir bei weitem noch nicht, im Augenblick geht es darum, eine sichere Lage zu schaffen», betonte Mauermann. Es gebe einen leichten Ölaustritt, der aber wegen des vielen Wassers im Rhein unproblematisch sei.
Das deutsche Schiff hatte seine Fahrt bei der BASF in Ludwigshafen begonnen und war rheinabwärts unterwegs. Unter den vier Besatzungsmitgliedern seien drei Deutsche und ein Tscheche, sagte Jörg Hitzelberger vom Wasserschutzpolizeiamt Rheinland-Pfalz in Mainz. Bei der Suche nach den Vermissten bereitete den Helfern unter anderem die Wassertemperatur im Rhein Sorge: Bei einer Lufttemperatur von etwa zwölf Grad ist das Wasser nach Angaben des Bingener Wasser- und Schifffahrtszentrums lediglich 4,1 Grad kalt.
Schwefelsäure zählt zu den aggressivsten Säuren und ist einer der wichtigsten Grundstoffe für die chemische Industrie. Sie wird beispielsweise zur Herstellung von Düngemitteln, Waschmitteln, Arzneimitteln und Sprengstoffen verwendet. Der Stoff sei weder brennbar noch explosiv und sehr leicht mit Wasser mischbar, sagte Gerd Holzhäuser von der Feuerwehr. «Hier käme uns der Hochwasserstand zugute, sollte es zu einem Produktaustritt kommen, was im Moment nicht der Fall ist.»
dpa/jp - Bild: epa