Um exakt 16.53 Uhr (Ortszeit) soll das gesamte Leben in Haiti stillstehen, um an die über 220.000 Toten der Katastrophe vom 12. Januar 2010 zu erinnern.
Über den Erdbebengebieten sollen Tausende von weißen Luftballons aufsteigen. Danach sind in den haitianischen Städten von den Behörden organisierte Aktivitäten unter dem Motto «Feier des Lebens» geplant.
Zu den Gedenkzeremonien ist auch der frühere Präsident Bill Clinton, Koordinator der UN-Hilfe für Haiti, angereist. Bei dem Erdbeben starben auch 102 UN-Mitarbeiter.
EU fordert mehr Hilfe
Die Europäische Union und internationale Hilfsorganisationen forderten mehr Hilfe für den bitterarmen Karibikstaat. Die Menschen leiden noch immer unter den Folgen des Bebens, der Wiederaufbau kommt nur stockend voran.
Die EU hatte nach dem Erdbeben zunächst 320 Millionen Euro für Soforthilfe ausgegeben. Später wurden 1,2 Milliarden Euro für den mittel- und langfristigen Wiederaufbau bereitgestellt. Davon wurden nach Angaben der EU-Kommission bisher 332 Millionen Euro ausgegeben.
Im laufenden Jahr sollen 150 Millionen Euro für Entwicklungsvorhaben bereitgestellt werden, sagte der für Entwicklung zuständige Kommissar Andris Piebalgs. Dieser Betrag werde im kommenden Jahr auf knapp 300 Millionen Euro steigen.
Cholera und sexuelle Gewalt

Die Zahl der Choleraopfer steigt weiter an: Die Behörden registrierten bislang mehr als 3700 Tote. Die Seuche war im Oktober ausgebrochen.
Mehrere Organisationen verlangen auch mehr Schutz für Frauen und Mädchen in Haiti. Unter den Augen der Behörden und internationalen Organisationen habe sich nach dem Erdbeben eine «Epidemie der sexuellen Gewalt» ausgebreitet, teilten Hilfsorganisationen mit.
Die haitianische Regierung, die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft hätten versagt, hieß es in einem Bericht, der unter anderem vom Institut für Gerechtigkeit und Demokratie in Haiti und der Universität von New York verfasst wurde.
«Es ist Zeit, eine effektive Antwort auf die sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu finden, die in den Obdachlosenlagern leben», schrieben die Autoren weiter.
OAS-Bericht über Haiti-Wahl in einigen Tagen
Die Bildung einer neuen Regierung, die den Wiederaufbau managen könnte, hat sich verzögert, da die Präsidentenwahlen im vergangenen November in Chaos endeten. Bisher ist nicht klar, wann es mit mit welchen Kandidaten zu einer Stichwahl um das Präsidentenamt kommen wird.
Die korrigierten Resultate des ersten Wahlgangs der haitianischen Präsidentschaftswahl sollen erst in den kommenden Tagen bekanntwerden. Wie der Generalsekretär der Organisation der Amerikanischen Staaten, José Manuel Insulza, weiter sagte, geschehe dies mit Rücksicht auf den Jahrestag des Erdbebens, das am 12. Januar 2010 Port-au-Prince zerstört hatte.
Nach Betrugsvorwürfen hatten Experten der OAS die Auszählung überprüft. Die Schlussfolgerungen sollen zunächst dem haitianischen Präsidenten übergeben werden. Über den Inhalt machte Insulza keine Angaben.
dpa/rkr/jd - Bilder:epa archiv
Die Fotoreportage über den kleinen Olivier der bei dem Beben verschüttet wurde ist hier zu finden: http://www.alicesmeets.com/haitistories/