Es braucht dringend eine Einigung, weil diverse Expeditionen sowie die Besiedelung des Mondes in Zukunft auf eine gemeinsame Zeit angewiesen sein werden, um sich orientieren und besser kooperieren zu können. Deshalb diskutieren Wissenschaftler, wie die Uhren künftig auf dem Mond ticken sollen. Das schreibt das Fachmagazin "Nature". Internationale Forscher haben sich zum Austausch über Lösungen zu dem Thema im November in den Niederlanden getroffen, ohne Ergebnis. Sie müssen sich in den kommenden Jahren einig werden, um ein Zeit-Chaos auf dem Mond zu verhindern.
Bisher war es so, dass sich Mond-Expeditionen an der koordinierten Weltzeit UTC orientieren, sich aber untereinander nicht synchronisieren. Bei einer bisher überschaubaren Anzahl an Raumschiffen und Missionen auf und um den Mond herum stellte das kein größeres Problem dar. Werden dort aber permanente Basen eingerichtet, braucht es einen neuen Ansatz, um Kooperation und Kommunikation möglich zu machen.
Besonders wichtig ist eine gemeinsame Uhrzeit, um Positionen auf dem Mond mithilfe einer GPS-ähnlichen Technik bestimmen zu können. Die Koordinaten einer Person oder eines Fahrzeugs werden nämlich im Zusammenspiel mit drei Satelliten dargestellt. Die Zeit, die die Signale von jedem der Satelliten zu der besagten Stelle brauchen, ergibt dabei die Position. Grundvoraussetzung dafür ist eine universell gültige Zeit.
Die Schwierigkeit, eine Uhrzeit festzulegen, liegt darin begründet, dass auf dem Mond die Uhren der Relativitätstheorie zufolge etwas schneller ticken. Weil der Mond ein schwächeres Gravitationsfeld als die Erde hat, schätzen Nasa-Wissenschaftler, dass die Zeit dort pro 24 Stunden 56 Mikrosekunden - also 56 Millionstel einer Sekunde - schneller läuft. Und auch diese winzige Verschiebung kann einen großen Unterschied machen, wenn es um Ortsbestimmungen und Kommunikation geht.
Auf dieser Basis gibt es jetzt mehrere Möglichkeiten, die neue Mondzeit zu bestimmen: Die von mehreren Atomuhren auf dem Mond gemessene Zeit könnte in regelmäßigen Abständen an die koordinierte Weltzeit angepasst werden, sodass Erde und Mond synchronisiert sind. Möglich wäre aber auch, die minimal schneller laufende Zeit auf dem Mond eigenständig fortlaufen zu lassen und den wachsenden Unterschied zur koordinierten Weltzeit darzustellen. Aber noch ist das ganze Theorie und noch nicht in die Praxis umgesetzt worden. Noch diskutieren Wissenschaftler über eine gemeinsame Mond-Uhrzeit.
dpa/lo