In den Niederlanden ist es zu großer Empörung um die Olam-Kakaofabrik in Koog aan de Zaan gekommen. Die Zeitung Noordhollands Dagblad schrieb am Dienstag, dass das Unternehmen seit Jahren große Mengen Ammoniak zu gemahlenen Kakaobohnen hinzufügt, um dem Pulver seine typische schwarze Farbe zu verleihen. Dieses Kakaopulver wird dann vom Kekshersteller Mondelez aufgekauft, um Oreos herzustellen.
Unternehmen fügte heimlich Ammoniak hinzu
Das Unternehmen ist in der Region seit Langem wegen seiner Ammoniakemissionen in der Kritik. In der Vergangenheit wurde immer behauptet, das Ammoniak werde auf natürliche Weise freigesetzt, was teilweise auch stimmt. Nun bestätigt Direktor Eric Nederhand der Zeitung, dass dem Produktionsprozess tatsächlich Ammoniak zugesetzt wird.
Nach Angaben der Zeitung waren die niederländischen Behörden sogar darüber informiert worden. Der Umweltdienst soll die Zugabe von Zehntausenden Kilo Ammoniak auf Wunsch des Unternehmens verheimlicht haben.
Dies hat die hitzig geführte Stickstoffdebatte in den sozialen Medien wieder angeheizt. Auf der einen Seite gibt es den kleinen Landwirt, der für jedes Gramm Stickstoff oder Ammoniak streng angepackt wird, auf der anderen Seite ist die Industrie, vor der die Mächtigen gerne ein Auge zudrücken.
Ammoniak ist zwar in seiner Reinform schädlich ...
Ammoniak - oder NH 3 - ist ein flüchtiges, farbloses Gas, das einen sehr scharfen, abstoßenden Geruch hat. Laut Jan Tytgat, Toxikologe der Universität Löwen ist es ein giftiger Stoff, mit dem wir immer noch vorsichtig umgehen müssen. Das Gas ist stark stechend, und wer es einatmet, kann Blasen bekommen. Unter anderem können die Schleimhäute und Gewebe unserer Lunge und Speiseröhre angegriffen werden.
... aber in der Lebensmittelindustrie ein oft verwendeter und unproblematischer Stoff
In der Lebensmittelindustrie wird Ammoniak aber tatsächlich zur Verarbeitung von Kakao verwendet. Das sei jedoch alles andere als weltbewegend, sagt Bruno De Meulenaer, Professor für Lebensmittelsicherheit an der Universität Gent. Ammoniak wird nicht nur verwendet, um durch eine Form der Karamellisierung Kakao dunkel zu färben, sondern auch um die Bitterkeit zu nehmen oder ihn löslicher zu machen, zum Beispiel für Schokoladenmilch.
Laut Toxikologe Tytgat ist das Vorhandensein von Ammoniak in Lebensmitteln "kein problematischer Parameter". Im Endprodukt der schwarzen Oreo-Kekse verbleibt kein oder nur sehr wenig Ammoniak. Die Anwohner von Koog aan de Zaan leiden aber schon lange unter der übelriechenden Ammoniakemission, die durch die Produktion entsteht.
Oreo-Hersteller Mondelez reagierte mit einer Pressemitteilung auf die Debatte und betonte, dass "die auf dem Markt befindlichen Oreo-Kekse sicher sind und kein Risiko für die Lebensmittelsicherheit darstellen".
Ammoniak geht während des Backvorgangs verloren
Der Professor für Lebensmittelsicherheit De Meulenaer folgt dieser Argumentation. Das Ammoniak gehe während des Backvorgangs verloren. Es ist also ein Treibmittel. Und laut Toxikologe Tytgat würden die Verbraucher merken, wenn Ammoniak in den Keksen wäre. Sie würden sie dann ausspucken.
Die belgische Agentur für Lebensmittelsicherheit sagt dazu, dass das Ammoniak-Derivat Ammoniumcarbonat auch auf der Verpackung angegeben werden muss, in den meisten Fällen als E503. Es gibt auch keinen europäischen Grenzwert für die tägliche Aufnahme dieses Zusatzstoffs. Theroetisch könnte man auch 20 und mehr dieser Kekse essen, so Tytgat. Doch das ist dann eher eine Frage der Kalorien ...
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