Nach den Dioxin-Funden in Tierfutter und Eiern prüft die deutsche Bundesregierung striktere Regeln für Tierfutter-Hersteller. So sollen die Zulassungsbedingungen für Betriebe verschärft werden. Nordrhein-Westfalens Agrarminister Johannes Remmel forderte, Futtermittel und Industriefette dürften nicht mehr am selben Ort verarbeitet werden dürfen.
Ursache des Skandals war die Verwendung von Fett, das nur für technische Zwecke geeignet ist, in der Futtermittelproduktion. Gegen den Futtermittelhersteller Harles & Jentzsch wird wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittel-Gesetz ermittelt.
EU schaltet sich ein: Gesundheitsgefahr?
Die EU-Kommission möchte wissen, ob verseuchte Eier oder Fleisch bereits in andere Mitgliedsstaaten exportiert wurden. Dioxin kann Krebs auslösen. Politiker versicherten, dass keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher bestehe - auch wenn belastete Eier zumindest in den deutschen Handel kamen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung warnte vor Panikreaktionen. Kinder sollten derzeit aber sicherheitshalber nicht täglich Eiergerichte essen.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Harles & Jentzsch kaufte nach eigenen Angaben jahrelang Reste aus der Biodiesel-Herstellung auf und verarbeitete sie für Viehfutter. "Wir waren leichtfertig der irrigen Annahme, dass die Mischfettsäure, die bei der Herstellung von Biodiesel aus Palm-, Soja- und Rapsöl anfällt, für die Futtermittelherstellung geeignet ist", wurde Geschäftsführer Siegfried Sievert zitiert.
Der Lieferant des Rohstoffs, die Petrotec AG aus Nordrhein-Westfalen, betonte: "Wir haben in sämtlichen Verträgen, Lieferscheinen und Rechnungen stets darauf hingewiesen, dass die Mischfettsäure aus Altspeisefett nicht für die Lebens- und Futtermittelindustrie, sondern ausschließlich zur technischen Verwendung bestimmt ist."
Schadenersatz-Forderungen
Der Deutsche Bauernverband hält einen Millionenschaden für die gesperrten Höfe für möglich. "Wir reden über eine Sperrung von vielleicht einer Woche. Das tut weh. Das sind sehr schnell 10.000 oder 20.000 Euro Umsatz weniger in einem landwirtschaftlichen Betrieb", sagte Generalsekretär Helmut Born der Nachrichtenagentur dpa. Er forderte Schadenersatz.
Bei den Bauern wächst die Empörung. Mehr als 1000 Bauernhöfe in mehreren Bundesländern sind gesperrt. Sie dürfen ihre Ware erst wieder verkaufen, wenn sie auf eigene Kosten in Labortests die Unbedenklichkeit nachgewiesen haben. Die Stichprobe kostet laut Ministerium rund 1000 Euro. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der kleinere Höfe angehören, verlangte mehr Transparenz, wie die Wege bei der Futterherstellung verlaufen.
dradio/dpa/jd/km - Bild: epa