Trotz der heftigen Spannungen mit Nordkorea setzt Südkorea seine Hoffnung auf eine baldige diplomatische Lösung im Streit um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm. «Wir haben keine andere Wahl, als das Problem, Nordkoreas Atomprogramm zu beenden, diplomatisch durch die Sechs-Parteien-Gespräche zu lösen», sagte der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak am Mittwoch in Seoul. Auch sprach sich der konservative Staatschef generell für eine Wiederaufnahme des innerkoreanischen Dialogs aus.
Lee nannte im Zusammenhang mit den nordkoreanischen Atomplänen das selbst erklärte Ziel des kommunistischen Nachbarstaats, bis 2012 ein «machtvolles und wohlhabendes» Land zu werden. Angesichts dieses Ziels sollte der Abbau des Atomprogramms im kommenden Jahr durch die Sechser-Gespräche erreicht werden, sagte Lee beim Empfang des außenpolitischen Berichts für 2011 durch das Außenministerium. Unklar war zunächst, ob Lee eine flexiblere Haltung bezüglich der Mehrparteiengespräche einnimmt, die Nordkorea im April 2009 einseitig abgebrochen hatte.
Angesichts der Spannungen hatte Seoul gefordert, dass Nordkorea vor einer Wiederaufnahme zunächst erkennbare Schritte zur atomaren Abrüstung unternehmen solle. Seit dem Beschuss einer zu Südkorea gehörenden Insel im Gelben Meer durch nordkoreanische Artillerie im November haben sich die Spannungen erheblich verschärft. Bei dem Angriff auf der nahe der umstrittenen Seegrenze liegenden Insel Yonpyong waren vier Südkoreaner ums Leben gekommen. Lee hatte Nordkorea gewarnt, dass es bei weiteren Provokationen einen hohen Preis zahlen werde.
Nordkorea macht keine konkreten Zusagen für Atomgespräche
Nordkorea hatte in den vergangenen Monaten seine Bereitschaft zur Fortsetzung der Atomgespräche mit den USA, China,Südkorea, Japan und Russland mehrfach bekräftigt. Konkrete Zusagen gab es aber bisher nicht. «Wir sollten Anstrengungen unternehmen, Frieden durch einen innerkoreanischen Dialog herzustellen», sagte Südkoreas Präsident. Lee betonte jedoch zugleich, dass Südkorea seine Verteidigungsstellung gegen Nordkorea ausbauen müsse. Die Wiedervereinigung auf der koreanischen Halbinsel sei «nicht mehr weit entfernt», fügte er hinzu, ohne dies auszuführen.
Lee habe seine «üblichen Gedanken» zum Ausdruck gebracht und nicht über neue Initiativen in den Beziehungen zu Nordkorea gesprochen, hieß es dazu aus dem Präsidialamt in Seoul. Die südkoreanische Zeitung «JoongAng Ilbo» berichtete, Nordkoreas Luftstreitkräfte hätten in diesem Monat die Zahl ihrer Übungen im Vergleich zum Dezember 2009 mehr als verdoppelt. Die Übungen würden zusammen mit Boden- und Marineeinheiten durchgeführt. Es werde vermutet, dass die Maßnahmen eine direkte Reaktion auf die jüngsten Truppenübungen Südkoreas seien.
dpa/jd - Bild:epa