Unter dem rechtsnationalen Regierungschef Victor Orban kann der ungarische Nationalfeiertag nicht groß genug gefeiert werden. In diesem Jahr war für den 20. August ein pompöses Feuerwerk in der Hauptstadt Budapest geplant. An 240 Stellen entlang der Donau sollten insgesamt 40.000 Feuerwerkskörper gezündet werden. Millionen Zuschauer wurden dazu erwartet.
Doch dann kam alles ganz anders. Nur wenige Stunden vor Beginn des Spektakels entschied das Organisationskomitee, das Mega-Feuerwerk abzusagen. Grund war eine Unwetterwarnung der staatlichen Wetterbehörde. Laut den Meteorologen zog ein Sturmtief heran, mit direktem Kurs auf Budapest. Doch dann - wie zum Hohn der Wetterexperten - änderte das Sturmtief im letzten Moment seinen Kurs und zog weiträumig an Budapest vorbei, mit schweren Folgen für die Wetterexperten.
Eigentlich ist es nichts Ungewöhnliches, dass ein Sturmtief plötzlich die Richtung ändert. Doch unter einem Viktor Orban darf es so etwas offenbar nicht geben. Jedenfalls nicht, wenn er der Welt am Nationalfeiertag die Stärke Ungarns vorführen will. Für regierungsnahe Medien stand daher auch der Wetterdienst gleich als Schuldiger fest: Durch die fehlerhafte Wetterprognose sei das Organisationskomitee in die Irre geführt worden und habe die folgenschwere, aber völlig überflüssige Entscheidung getroffen, die Veranstaltung abzusagen.
Es gab Versuche der Wetterexperten, sich mit Karten und Daten zu verteidigen - aber davon wollte die Regierung nichts wissen, die Leiterin des Wetterdienstes und ihr Stellvertreter wurden gefeuert. Es steht sogar der Vorwurf im Raum, sie hätten absichtlich Fake News verbreitet, mit dem Ziel, das Feuerwerk zu verhindern.
Damit wird Bezug genommen auf die Opposition: Die fand so ein riesiges Feuerwerk unpassend, während im Nachbarland Ukraine Krieg herrscht und sie sah darin eine ungeheure Verschwendung von Steuergeldern. Es gab eine Petition mit 200.000 Unterschriften gegen das Event, auf die es aber von Regierungsseite keine Reaktion gab.
Für die Opposition steht daher fest: Die Leitung des Wetterdienstes wurde entlassen, weil sie nicht das gewünschte Wetter liefern konnte - und sieht darin einen weiteren Beweis dafür, dass die Fidesz-Partei von Viktor Orban die Demokratie in Ungarn immer weiter aushöhlt. Das Feuerwerk soll nun am kommenden Samstag nachgeholt werden - falls das Wetter mitspielt...
vrt/sh