Erstmals seit 1936 konnte der Friedensnobelpreis nicht übergeben werden. Bei der Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo saß Preisträger Liu Xiaobo tausende Kilometer entfernt im Gefängnis.
Die Machthaber in Peking verweigerten dem 54-jährigen Bürgerrechtler ebenso die Ausreise wie seiner unter Hausarrest gestellten Ehefrau Liu Xia. Auch weitere Angehörige und Freunde durften nicht aus China ausreisen.
Bei der feierlichen Zeremonie im Rathaus von Norwegens Hauptstadt Oslo nannte Nobelkomitee-Chef Thorbjorn Jagland den 54-jährigen Bürgerrechtler "ein Symbol in China selbst und international für den Kampf um Menschenrechte in seinem Land". Liu sei in seiner Bedeutung für China mit der von Nelson Mandela für Südafrika zu vergleichen.
Unter einem riesigen Foto des eingekerkerten Preisträgers verlangte Jagland dessen sofortige Freilassung: "Liu hat seine Menschenrechte wahrgenommen und nichts Unrechtes getan."
Nobelpreise für Literatur, Medizin, Physik und Chemie
Der in Peru geborene Schriftsteller Mario Vargas Llosa (74) nahm bei der Feier in Anwesenheit von Königin Silvia den Literaturnobelpreis in Empfang. Er ist der sechste lateinamerikanische Preisträger in dieser Kategorie. Er ist wie alle anderen Nobelpreise mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotiert.
In Stockholm blieb der 85-jährige britische Wissenschaftler Robert G. Edwards der feierlichen Zeremonie mit Schwedens König Carl XVI. Gustaf krankheitsbedingt fern. Edwards wurde in Stockholm von seiner Ehefrau vertreten. Der «Vater der Reagenzglasbabys» hatte im Oktober für seine Technik der künstlichen Befruchtung als alleiniger Träger den Medizinnobelpreis zuerkannt bekommen.
Den Physiknobelpreis nahmen die Entdecker des "Wundermaterials" Graphen in Empfang. Der 1958 in Russland geborene Niederländer Andre Geim (52) und sein britisch-russischer Kollege Konstantin Novoselov (36) teilten sich die Auszeichnung.
Der Nobelpreis für Chemie ging zu gleichen Teilen an drei Wissenschaftler, die natürliche Wirkstoffe gegen Krebs und andere Leiden nachgebaut haben. Mit den chemischen Reaktionen des US-Amerikaners Richard Heck (79) sowie der Japaner Ei-ichi Negishi (75) und Akira Suzuki (80) lassen sich komplexe Substanzen aus Kohlenstoff herstellen.
Der erst später gestiftete Wirtschaftspreis der Schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel wird an die US-Ökonomen Peter Diamond (70) und Dale Mortensen (71) sowie den britisch-zypriotischen Forscher Christopher A. Pissarides (62) verliehen, die zu Mechanismen des Arbeitsmarktes geforscht haben. Die Auszeichnung wird zusammen mit den anderen Nobelpreisen vergeben und überreicht, ist aber stark umstritten, weil sie nicht auf das Testament des Nobelpreisstifters Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht.
dpa/wb/km - Bild: epa