Wie die Wahlkommission am Dienstagabend in Port-au-Prince mitteilte, erhielt die auch in Umfragen favorisierte Kandidatin Mirlande Manigat bei der Wahl am 28. November zwar die meisten Stimmen. Mit 31,37 Prozent verfehlte die ehemalige First Lady aber die für einen Erfolg im ersten Durchgang nötige Mehrheit.
Manigat (70), Rechtsprofessorin und Frau des ehemaligen Präsidenten Leslie Manigat, muss sich bei der Stichwahl im Januar dem Kandidaten der Regierungspartei Inité, Jude Celestin, stellen, der mit 22,48 Prozent das zweitbeste Ergebnis erzielte. Der zuletzt mitfavorisierte Musiker Michel Martelly folgte mit 21,89 Prozent knapp dahinter.
Nach Bekanntgabe der Ergebnisse ist es in Port-au-Prince zu schweren Ausschreitungen gekommen. Wütende Wähler steckten Reifen in Brand. Laut Augenzeugen waren auch Schüsse zu hören.
Unregelmäßigkeiten und sehr geringe Wahlbeteiligung
Das Ergebnis war in Haiti lange mit höchster Spannung erwartet worden. Seit dem Wahlsonntag vor eineinhalb Wochen war es mehrfach zu Protesten in mehreren Städten des verarmten Karibik-Landes gekommen. Die Demonstranten warfen der Regierung des scheidenden Präsidenten René Préval vor, die Wahlen zugunsten seines Zöglings Celestin gefälscht zu haben.
Trotz Unregelmäßigkeiten und einer sehr geringen Wahlbeteiligung hielten die Vereinten Nationen an den Wahlen fest. Es gehe darum, dass eine neue Regierung schnell mit dem Wiederaufbau des nach Erdbeben und Unwettern am Boden liegenden Landes beginnen kann, hieß es.
Erschwert wurde der Urnengang auch durch die seit sieben Wochen in Haiti wütende Cholera-Epidemie. Bisher kamen nach offiziellen Angaben über 2100 Menschen ums Leben, 90.000 wurden infiziert.
dpa/jp/km - Bild: epa