Eltern legen meist Wert darauf, ihr Kind nicht irgendwie zu nennen, sondern eine persönliche Note in den Namen zu bringen, um schon durch den Namen auszudrücken, dass es sich bei ihrem Kind um ein ganz einzigartiges Wesen handelt. Und das stimmt ja auch, allerdings für jedes Kind. Diese Idee geht übrigens auf die Rennaissance zurück. Damals entstand der Humanismus und damit verbunden die Idee von der Würde und der Bedeutung jedes einzelnen Menschen. Bis in diese Zeit lässt sich der Wunsch, seinem Kind einen besonderen, einen einzigartigen Vornamen zu geben, zurückverfolgen.
Aber seit dieser Zeit hat das Angebot an Namen deutlich zugenommen. Das hängt natürlich mit gewissen Entwicklungen und Einflüssen zusammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen englische Namen groß in Mode - das hing damit zusammen, dass die USA als Befreier gefeiert wurden und alles, was von dort kam, wurde für gut befunden. Dann gab es in den 70er Jahren eine regelrechte Welle von skandinavischen Namen - das hing sicher mit der schwedischen Band ABBA und ihrer Popularität zusammen, wahrscheinlich auch mit den Astrid-Lindgren-Verfilmungen. Damals hießen Kinder dann plötzlich Benny, Björn oder Anika und Tommy nach den Freunden von Pipi Langstrumpf. Und dann kam natürlich der Einfluss durch die Zuwanderung, die ebenfalls neue Namen mitgebracht hat, die mitunter sehr beliebt werden, wie beispielsweise Eden oder Noah.
Seit einiger Zeit sind wieder eher altmodische Namen von Königen oder aus alten Sagen beliebt, wie Louis und Arthur. Damit versuchen Eltern sich - wahrscheinlich unbewusst - gegen ihre eigenen direkten Vorgängergenerationen abzusetzen. Die Namen der eigenen Eltern oder Großeltern an die eigenen Kinder weiterzugeben - damit gilt man dann schnell als altbacken und schlimmer noch: die Kinder vielleicht auch. Und niemand will natürlich, dass die eigenen Kinder mit solchen Vorurteilen zu kämpfen haben. Deshalb sind so Namen wie Gerda oder Helga oder Guido plötzlich unbeliebt, obwohl vor 40 Jahren in jeder Klasse gleich mehrere Mädchen oder Jungs saßen, die so hießen.
Irgendwann wird der Trend aber bestimmt wieder in die andere Richtung kippen und auf genau diese Namen plötzlich wieder ein Riesenhype entstehen, weil sie schon so lange aus der Mode sind, dass sie als avantgardistisch angesehen werden - oder neudeutsch "vintage". Und dann sind wir wieder bei Noah, Louis oder Arthur und Olivia und Emma, die ja schon seit Jahren die Hitlisten der beliebtesten Namen anführen.
vrt/sh