Juppé ist jetzt Verteidigungsminister und zugleich die offizielle Nummer zwei der Regierung. Fillons Rivale, Umweltminister Borloo, verlässt das Kabinett. Das Außenministerium übernimmt die bisherige Justizministerin Alliot-Marie.
Es ist bereits die vierte Regierungsumbildung in der Amtszeit von Nicolas Sarkozy. Damit will der nach Umfragen unpopuläre Präsident die Chancen auf seine Wiederwahl 2012 verbessern.
Gewinner
Michèle Alliot-Marie - Die seriöse Profipolitikerin wird als Außenministerin Frankreichs neues Gesicht auf internationaler Bühne. Offen ist, wie viel Spielraum ihr Sarkozy lassen wird. Die wirklich wichtigen Themen überlässt er lieber seinen engen Beratern im Elysée. Die 64-Jährige war schon Verteidigungs-, Innen- und Justizministerin.
Alain Juppé - Das Stehaufmännchen. Der Ex-Premierminister hatte 2004 schon einmal die politische Szene verlassen müssen, nachdem er im Zusammenhang mit einer Parteispendenaffäre verurteilt worden war. 2007 war er wieder zurück, Sarkozy ernannte ihn zum Umweltminister. Einen Monat später musste er wieder gehen, weil er bei den Parlamentswahlen kein Mandat bekam. Jetzt wurde der 65 Jahre alte Bürgermeister von Bordeaux zum Verteidigungsminister ernannt.
François Baroin - Der 45 Jahre alte Haushaltsminister darf nicht nur seinen Posten behalten, sondern wird auch noch Regierungssprecher. Diesen Posten hatte er in der Regierung von Alain Juppé schon mal inne. Er gilt als politischer Zögling von Ex-Präsident Jacques Chirac.
Verlierer
Bernard Kouchner - Das gesetzliche Rentenalter hatte der Ex-Außenminister ohnehin schon lange überschritten, auch wenn er
deutlich jünger wirkt als 71. Kouchner war Sarkozy nützlich, weil er von den Linken kam und beliebt war. Ein geborener Diplomat war der Mitgründer der Organisation Ärzte ohne Grenzen jedoch nicht - weswegen Sarkozy ihm auch nur wenig Handlungsspielraum ließ.
Eric Woerth - Es galt schon fast als Wunder, dass der mutmaßlich in eine Parteispendenaffäre verstrickte Arbeitsminister sich so lange im Amt halten konnte. Er sollte auf Wunsch von Sarkozy aber noch die Rentenreform durchsetzen. Nun ist er nicht mehr im Kabinett, und die Justiz kann ihren Ermittlungen nachgehen, ohne die Regierungsarbeit zu stören.
Jean-Louis Borloo - Die Tontaube der Regierung: Hochgeworfen, um abgeschossen zu werden. Der Ex-Umweltminister wurde wochenlang als Nachfolger von Premierminister François Fillon gehandelt. Als klar war, dass dieser im Amt bleiben würde, kündigte Borloo überraschend seinen Abschied aus dem Kabinett an. Seine Bilanz als Umweltminister ist mager: Die groß angekündigte Klimasteuer musste er nach Protesten vorerst einstampfen.
Rama Yade, Fadela Amara - Eine Schwarze und eine Araberin, black und beur in französischer Umgangssprache, im Kabinett - damit erregte Sarkozy 2007 viel Aufsehen. Die erste wurde ihm mit kritischen Bemerkungen bald unbequem, die zweite fiel eher durch ihren Vorstadt-Slang als durch realistische politische Projekte auf. Beide Staatssekretärinnen mussten nun gehen.
Das Kabinett von Ministerpräsident Fillon
- Alain Juppé - Staatsminister, Minister für Verteidigung und Veteranen
- Michèle Alliot-Marie - Staatsministerin, Ministerin für auswärtige und europäische Angelegenheiten
- Nathalie Kosciusko-Morizet - Ministerin für Umwelt, nachhaltige Entwicklung, Transport und Wohnen
- Michel Mercier - Minister für Justiz und Siegelbewahrer
- Brice Hortefeux - Minister für Inneres, die Überseegebiete, Gebietskörperschaften und Immigration
- Christine Lagarde - Ministerin für Wirtschaft, Finanzen und Industrie
- Xavier Bertrand - Minister für Arbeit, Beschäftigung und Gesundheit
- Luc Chatel - Minister für Bildung, Jugend und Vereinswesen
- François Baroin - Minister für Haushalt, öffentliche Finanzen, den öffentlichen Dienst und die Reform des Staats, Regierungssprecher
- Valérie Pécresse - Ministerin für Hochschulen und Forschung
- Bruno Le Maire - Minister für Landwirtschaft, Ernährung, Fischfang, ländliche Gebiete und Raumordnung
- Frédéric Mitterrand - Minister für Kultur und Kommunikation
- Roselyne Bachelot-Narquin - Ministerin für Solidarität und Sozialpartnerschaft
- Maurice Leroy - Minister für Städte
- Chantal Jouanno - Ministerin für Sport
- Patrick Ollier - dem Premierminister beigeordneter Minister, zuständig für Beziehungen zum Parlament
- Eric Besson - der Wirtschaftsministerin beigeordnet, zuständig für Industrie, Energie und Netzwelt
- Henri de Raincourt - dem Außenminister beigeordneter Minister, zuständig für Entwicklungszusammenarbeit
- Philippe Richert - dem Innenminister zugeordneter Minister, zuständig für Gebietskörperschaften
- Laurent Wauquiez - dem Außenminister zugeordneter Minister, zuständig für europäische Angelegenheiten
- Nadine Morano - dem Arbeitsminister zugeordnete Ministerin, zuständig für Ausbildung und berufliche Bildung
- Marie-Luce Penchard - dem Innenminister zugeordnete Ministerin, zuständig für Überseegebiete
- Pierre Lellouche - Staatssekretär für Außenhandel
- Nora Berra - Staatssekretärin für Gesundheit
- Benoist Apparu - Staatssekretär für Wohnungsbau
- Georges Tron - Staatssekretär für öffentlichen Dienst
- Marie-Anne Montchamp - der Ministerin für Solidarität beigeordnete Staatssekretärin
- Thierry Mariani - Staatssekretär für Transport
- Frédéric Lefèbvre - Staatssekretär für Handel, Handwerk, kleine und mittlere Unternehmen, Tourismus, Dienstleistung, freie Berufe und Konsum
- Jeannette Bougrab - Staatssekretärin für Jugend und Vereinswesen
dpa/afp/belga/jp/km - Archivbild epa