Jeder denkt, dass man alles Digitale kopieren, schicken, per E-Mail versenden, ausdrucken kann. Dass das im Fall von "Everydays" nicht funktioniert, liegt an einer besonderen Technologie. Sie heißt NFT, das steht für Non-Fungible Token, etwa: nicht austauschbare Zeichen. Die Token sind so einzigartig wie ein Personalausweis.

Dass man NFTs nicht kopieren kann, dafür sorgt ein Code, der in einer Art Kette aus Zahlenblöcken gespeichert ist - dieser Code ist nicht manipulierbar. Er ist deshalb so eine Art Zertifikat, eine Bescheinigung dafür, dass das digitale Werk echt ist und ein Nachweis, wem es gehört. Solange man diesen Code, dieses Token nicht hat, kann man nicht auf das Original zugreifen - es also weder kopieren noch verschicken.
Es deutet alles darauf hin, dass jemand womöglich Millionen Dollar dafür zahlt. Bis Freitag früh kann noch auf "Everydays" geboten werden. Als die online-Versteigerung bei Christie’s in New York begann, kletterte der Preis binnen Stunden von hundert Dollar auf 2,5 Millionen. Am Donnerstagmittag - zwei Wochen später -, lag das Höchstgebot schon bei 13 Millionen Dollar. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Preis weiter klettert. Das Auktionshaus hat damit jedenfalls einen Coup gelandet! Es kann auch in Kryptowährung gezahlt werden - und zwar in Ether, dem zweitstärksten künstlichen Zahlungsmittel nach Bitcoin.
Zu sehen
Das Werk "Everydays" ist eine Collage aus fünftausend Bildern und zählt rund 21.000 Pixel im Quadrat. Der amerikanische Grafikdesigner Beeple - eigentlich heißt er Mike Winkelmann - hat von 2007 bis heute 5.000 Tage daran gearbeitet und sein Projekt fortlaufend auf Instagram präsentiert. Jeden Tag postete er ein groteskes Bild im Stil von Internet-Memos.
Inzwischen folgen dem 40-Jährigen dabei über zwei Millionen Abonnenten. Er dürfte längst Millionär sein. Es klingt so ein bisschen nach Goldrausch in der digitalen Kunstwelt.
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