Es handelt sich um ein neues Medikament. Besonders ist daran, dass es das erste wirklich neue Medikament gegen Depressionen seit der Einführung von Antidepressiva in den 1950er Jahren ist. Es ist auch das erste Mal, dass eine sogenannte psychedelische Droge gegen Depressionen eingesetzt wird. Die Empfehlungen des Gesundheitsinstituts darüber, was in der Grundversorgung enthalten sein sollte, wird laut "De Vokskrant" fast immer vom Gesundheitsministerium übernommen.
Der Spray wurde vor anderthalb Jahren von der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA und anschließend von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA zugelassen. Es ist ein Spray mit Esketamin, einer Variante von Ketamin, von der Pharmafirma Janssen, die zum amerikanischen Konzern Johnson & Johnson gehört.
Das Mittel ist erprobt. Nur erwachsene Patienten, die Antidepressiva in verschiedenen Dosierungen und Kombinationen vergeblich ausprobiert haben, kommen für das Medikament in Frage. Bei der Verabreichung des Sprays muss zudem immer ein Arzt anwesend sein, um Missbrauch zu verhindern. Esketamin hat das Potenzial, eine süchtig machende Droge zu sein. Da spielen also Sicherheitsüberlegungen eine wichtige Rolle. Die Dosis muss niedrig genug sein, damit der Patient nicht halluziniert. Der Nasenspray muss aber in Kombination mit einem Antidepressivum verwendet werden.
Fortschritt im Kampf gegen Depressionen
Der Hauptvorteil von Esketamin bei Depressionen ist, dass das Medikament, wenn es wirkt, sehr schnell wirken kann - innerhalb weniger Stunden oder weniger Tage. Bei regulären Antidepressiva dauert dies im Schnitt vier bis sechs Wochen. Die niederländische Depressionsvereinigung freut sich deshalb über den Rat des Gesundheitsinstituts. "Etwa 20 Prozent der Menschen mit Depressionen werden nicht wieder gesund. Diese Menschen sehen oft keinen Ausweg. Das bedeutet neue Hoffnung für diese Gruppe von Patienten", sagte ein Sprecher der Vereinigung.
Das Gesundheitsinstitut hatte gehofft, dass das Medikament Anfang dieses Jahres in die Grundversicherung aufgenommen wird, aber die Verhandlungen zwischen dem niederländischen Ministerium und Janssen (Pharmaceuticals) dauern noch an. Nach Angaben des Gesundheitsinstituts kostet der Spray über 10.000 Euro pro Patient und Jahr.
Die Zulassung zum amerikanischen und europäischen Markt erfolgte auf Basis von drei mehrwöchigen Studien. In einer Studie fühlten sich Probanden, die den Nasenspray zusätzlich zu ihrem Antidepressivum erhielten, etwas weniger depressiv als Probanden, die zusätzlich zu ihrem Antidepressivum ein Placebospray erhielten. Zwei andere Studien zeigten etwas schwächere Ergebnisse. Dennoch wurde dem Spray der Vorteil des Zweifels eingeräumt, da es sich um ein innovatives Medikament handelt - und weil es etwas besser abschnitt als die aktuellen Antidepressiva.
Es ist noch nicht genau geklärt, wie Ketamin gegen Depressionen wirkt. Es wird vermutet, dass es die Gehirnzellen dazu anregt, neue Verbindungen miteinander zu knüpfen, wodurch ein besseres Gleichgewicht zwischen den Teilen des Gehirns, die die Emotionen regulieren entsteht.
devolkskrant/mz