Auf der Karibikinsel Haiti grassiert die Cholera. Neun Monate nach dem verheerenden Erdbeben sind nach offiziellen Angaben fast 200 Menschen an der gefährlichen Infektionskrankheit gestorben.
In den Krankenhäusern kämpften mehr als 2500 Menschen gegen Durchfall, Fieber und Erbrechen. Die Zustände seien chaotisch.
Bei der Cholerabakterie handelt es sich um den besonders gefährlichen Typ O1. Regierungschef Jean-Max Bellerive sagte, es stehe noch nicht fest, woher die Cholera-Bakterien stammen. Die Behörden vermuten, dass nach den Regenfällen der vergangenen Wochen Latrinen überliefen und das bakterienverseuchte Wasser in den Fluss Artibonite gelangte. Der erste Fall war bereits am Dienstag aufgetreten.
Bei Cholera droht der Körper auszutrocknen, Infusionen sind dringend nötig. Die Cholera ist sehr gefährlich und für Haiti eigentlich untypisch. Eine Epidemie hat es in dem Land seit Jahrzehnten nicht gegeben.
Bisher keine Erkrankungen in den Hilfslagern von Port-au-Prince
Die Hilfsorganisationen, die seit dem verheerenden Erdbeben in dem ärmsten Land tätig sind, konzentrierten sich auch darauf, die Obdachlosenlager in Port-au-Prince zu schützen. "Unsere Leute gehen in die Lager, um die Menschen über die Cholera aufzuklären", sagte der Repräsentant der Hilfsorganisation World Vision, Reginald Lubin. Es würden Seifen verteilt, und die Leute würden aufgefordert, sich möglichst oft die Hände zu Waschen.
Aus den Lagern mit den insgesamt rund 1,5 Millionen Bewohnern wurden bisher keine Choleraerkrankungen bekannt. Die Camps gelten als besser versorgt als die verarmten ländlichen Gebiete und verfügen durch die internationale Hilfe in der Regel über sauberes Trinkwasser. Dennoch warnten Helfer. Wenn die Krankheitswelle Port-au-Prince erreiche, wo Familien in überfüllten unhygienischen Lagern hausen, dann werde es verheerend.
Bei dem Erdbeben am 12. Januar waren in Port-au-Prince und in der Umgebung über 220.000 Menschen getötet worden. Mehr als eine Million Menschen leben seither auf engstem Raum in Obdachlosenlagern. Sie sind bisher dank massiver internationaler Hilfe und dank einer relativ milden Hurrikan- und Regenzeit von weiteren Katastrophen verschont geblieben.
Die Cholera verursacht lebensgefährliche Durchfälle. Bakterien (Vibrio Cholerae) lösen die durch mangelnde Hygiene verursachte Erkrankung aus, die im Extremfall binnen weniger Stunden zum Tod führen kann. Die meisten Menschen infizieren sich über Trinkwasser, das mit Fäkalien verschmutzt ist, oder über verunreinigte Lebensmittel.
Die Bakterien setzen sich im Dünndarm fest und sondern ein Gift ab. Typische Symptome sind starke Durchfälle und Erbrechen. Die Patienten können mehr als 20 Liter Flüssigkeit am Tag verlieren, auch Mineralien werden ausgeschwemmt. Nierenversagen und Kreislaufkollaps sind die Folge. Bei schneller Diagnose und Behandlung - vor allem mit sauberem Wasser, lebenswichtigen Salzen (Elektrolyten) und einem Antibiotikum - ist die Prognose aber gut.
dpa/es/km - Bild: epa