Mehrere Dutzend Menschen hatten am Freitagmorgen vergeblich versucht, die Räumung der Sperren durch Bereitschaftspolizei zu stoppen. Das Innenministerium verteidigte die Räumung der Blockade und die damit einhergehende Zwangsverpflichtung von Mitarbeitern mit dem «nationalen Interesse».
In Marseille hat die Regierung nach Informationen des «Figaro» das Militär aktiviert, um den wegen der Streiks liegen gebliebenen Müll wegzuräumen. Präsident Nicolas Sarkozy hatte angekündigt, dass er alle bestreikten oder blockierten Raffinerien wieder in Betrieb nehmen lassen wolle.
Die Gewerkschaften hatten erklärt, sie wollten ihre Proteste auch nach der Annahme der umstrittenen Rentenreform fortsetzen. Sie hielten auch am Freitag an, allerdings in geringerem Ausmaß als in den vergangenen Tagen.
Abstimmung im Senat erwartet
In Frankreich wird heute die Senatsabstimmung über die umstrittene Rentenreform erwartet. Kern der Reform ist die geplante Anhebung des Mindestalters für die volle Rente von 60 auf 62 Jahre. Wer nicht lang genug in die Rentenkasse einzahlen kann, soll erst mit 67 statt wie bisher mit 65 Jahren in den Ruhestand gehen können.
Die Proteste waren zuletzt radikaler geworden. Allein Donnerstag waren 266 mutmaßliche Randalierer in Polizeigewahrsam gekommen, gab das Innenministerium am Abend bekannt. Seit dem 12. Oktober wurden damit insgesamt mehr als 2250 Menschen vorübergehend festgenommen.

Popularität von Sarkozy sinkt
Gestern blockierten Demonstranten vorübergehend die Zufahrt zum Flughafen von Marseille sowie bei Le Havre eine Autobahn. Auch Schulen und Universitäten waren erneut von Protestaktionen betroffen.
Die Probleme bei der Benzinversorgung dauern an. In Lyon, Bastia und anderen Orten kam es erneut zu Krawallen zwischen Randalierern und Polizei. Laut Umfragen haben die Proteste Präsident Nicolas Sarkozys Popularität geschadet. Die sozialistische Oppositionschefin Martine Aubry hat ihn einer Umfrage zufolge so gut wie eingeholt.
Sarkozy warf den Streikenden vor, die Wirtschaft als Geisel zu nehmen. Die Chemie-Industrie des Landes bezifferte ihren Schaden auf täglich 100 Millionen Euro, die nationale Fluggesellschaft Air France-KLM kommt nach Medienberichten bisher auf Verluste von 25 Millionen Euro. Frankreich muss zudem seit Wochenbeginn verstärkt Strom importieren, da wegen der Streiks die eigene Produktion gedrosselt ist.
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dpa /jp/es/jd - Bild:epa