In vielen US-Staaten sind Hunderttausende Stimmen noch nicht ausgezählt. Das trifft vor allem auf den Mittleren Westen mit Michigan und Wisconsin oder auch Pennsylvania zu, wo sehr viele Wähler per Briefwahl abgestimmt haben. Die drei Staaten zählen zu den "Swing States", die hart umkämpft sind. Nach bisherigem Zwischenstand hat weder Trump noch Biden derzeit die Mehrheit von 270 Wahlleuten sicher, die für einen Sieg nötig wäre.
In einigen Staaten darf erst am Wahltag mit der Auswertung der Briefwahlstimmen begonnen werden, das führt zu den Verzögerungen. Außerdem werden oftmals auch noch Stimmen ausgezählt, die erst einige Tage nach der Wahl eingehen. Hier zählt dann der Poststempel, der spätestens vom Wahltag stammen muss. Die Wahlleiter mehrerer Staaten hatten im Vorfeld angekündigt, dass die korrekte Auszählung einige Tage dauern könnte.
Was bisher bekannt ist: Trump schaffte es entgegen der Wahlprognosen, den Schlüsselstaat Florida für sich zu gewinnen. Florida war auch vor vier Jahren an Trump gegangen, in den meisten Vorwahl-Erhebungen lag aber Biden knapp vorne.
Trump erreichte wie erwartet auch die Mehrheit in Texas und anderen Staaten, in denen traditionell republikanisch gewählt wird. Nach Prognosen mehrerer Fernsehsender entschied er wie vor vier Jahren auch die Wahl in den Swing States Ohio und Iowa für sich.
Biden gelang es laut Prognosen, den hart umkämpften Bundesstaat Arizona zu gewinnen, der lange als Bastion der Republikaner galt. Damit wäre Arizona nach derzeitigem Stand der einzige Bundesstaat, in dem sich die Wähler anders als vor vier Jahren entschieden haben.
Auch in den bevölkerungsreichen Staaten Kalifornien, New York und in anderen Staaten, die traditionell an die Demokraten gehen, bekam er die meisten Stimmen. Biden gewann laut Prognosen auch den Swing State Minnesota, der bei der letzten Wahl ebenfalls an die Demokraten gegangen war.

Biden ruft Anhänger zur Geduld auf
Als erster der beiden Kandidaten hat sich Joe Biden in der Nacht an die Wähler gewandt. Er gab sich bei einem Auftritt in Delaware siegessicher. "Wir glauben, dass wir auf dem Weg sind, diese Wahl zu gewinnen", sagte Biden. "Bleibt zuversichtlich, wir werden das gewinnen."
Der Demokrat rief seine Anhänger zur Geduld auf. Es könne womöglich noch dauern, bis ein Ergebnis im Rennen zwischen ihm und Amtsinhaber Donald Trump feststehen werde. "Es ist nicht vorbei, bevor nicht jede Stimme gezählt wurde", betonte Biden. Es sei nicht an ihm oder an Donald Trump, einen Sieger zu erklären, sondern das sei Sache des amerikanischen Volkes. Er bleibe optimistisch.
Trump spricht von Wahlsieg
Auch Trump hat sich geäußert. "Wir waren dabei, diese Wahl zu gewinnen. Offen gesagt haben wir diese Wahl gewonnen", sagte Trump in der Nacht im Weißen Haus.
Angesichts der Verzögerung bei der Auszählung sprach Trump von Betrug. Er kündigte an, vor das Oberste US-Gericht zu ziehen, um eine weitere Auszählung der Stimmen zu stoppen.
Das Team von Biden hat die Rede von Trump heftig kritisiert. Die Aussagen Trumps seien "skandalös" und "beispiellos". Die Rechtsexperten der Demokraten seien aber für eine gerichtliche Auseinandersetzung gerüstet.

Europäische Regierungschefs halten sich mit Stellungnahmen zurück
Zurzeit gibt es noch nicht viele Reaktionen von Regierungschefs in Europa. Sie wollen auf eindeutige Wahlergebnisse warten. Auch Premierminister Alexander De Croo erklärte, er werde sich erst äußern, wenn alle Stimmen ausgezählt seien.
Allerdings warnen viele Politiker vor einem Chaos in den USA. Die deutsche Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer sagte, durch den bisher unklaren Ausgang der Wahl sei die Situation sehr explosiv. Experten würden zu Recht vor einer Verfassungskrise in den USA warnen.
dpa/ard/vrt/belga/sh/km /est