Die ersten drei aus der San-José-Mine geretteten Bergleute haben das Krankenhaus in Copiapó schon wieder verlassen. Zeitungsberichten zufolge wurden sie in einem Kleinbus weggefahren. Es soll sich um Edison Peña, Juan Illanes und den Bolivianer Carlos Mamani handeln.
Die Ärzte gehen davon aus, dass heute weitere Kumpel zu ihren Familien zurückkehren können.
Belastung gut weggesteckt
Die 33 Männer hatten das Martyrium unter Tage körperlich fast unversehrt überstanden. Nach ersten Untersuchungen sind sie überraschend fit. Nur einer hat nach Angaben der Ärzte eine Lungenentzündung. Einer der Männer habe "mittlere Probleme" mit den Augen.
Die chilenischen Mediziner sagten, alle Bergleute seien einem sehr hohen Stress-Level ausgesetzt gewesen. Aber offensichtlich hätten sie die Belastungen gut weggesteckt. "Niemand hat einen Schock", sagte ein Arzt im Krankenhaus in Copiapó. "Die gute gesundheitliche Verfassung, in der sie sich befinden, ist eine Überraschung". Psychisch aber gebe es viel aufzuarbeiten für die Männer.
Der letzte der Bergarbeiter war am Mittwochabend aus dem Stollen befreit worden. Als letzter Kumpel war der Schichtführer und "Boss" genannte Bergarbeiter Luis Urzúa Iribarren der Rettungskapsel "Phoenix" entstiegen. Er hatte in der Tiefe entscheidend zum Zusammenhalt der Gruppe beigetragen. Er wurde mit frenetischem Jubel empfangen und vom ergriffenen Präsidenten Piñera umarmt.
Die perfekt organisierte Rettungsaktion dauert nur 22 Stunden und 39 Minuten. Die Bergung ging damit viel schneller als erwartet - ursprünglich hatten die Einsatzkräfte mit bis zu zwei Tagen gerechnet. Die Rettung koste zwischen 10 und 20 Millionen US-Dollar (14,5 Millionen Euro), sagte Piñera.
Bessere Arbeitsschutzgesetze
An der Mine solle auch eine Gedenkstätte entstehen. Das Bergwerk soll, solange es nicht gesichert ist, nicht in Betrieb gehen. Der Präsident kündigte Konsequenzen an - so soll der Arbeitsschutz für den Bergbau und andere Branchen verschärft werden. Die Regierung war in die Kritik geraten, weil die Arbeitsbedingungen im Bergbau dürftig seien. Angehörige der Kumpel hatten bereits vor Wochen angekündigt, Schadenersatz in Millionenhöhe einzuklagen.
Weltweit verfolgte die Öffentlichkeit das Schicksal der Verschütteten. Nach Schätzungen chilenischer Medien bangten eine Milliarde Menschen mit. Aus allen Teilen der Welt trafen Glückwünsche ein: Russlands Präsident Dmitri Medwedew und Spaniens Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero gratulierten.
Nach Schätzungen des Internationalen Verbands der Bergbaugewerkschaften kommen jedes Jahr mindestens 12.000 Bergleute weltweit bei ihrer Arbeit ums Leben. Die 33 Männer hatten seit dem 5. August in der Kupfer- und Goldmine in der Atacama-Wüste rund 800 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago festgesessen. Noch nie hatten Bergleute so lange unter Tage ausharren müssen.
Ihre Geschichte interessiert längst auch Hollywood: Der Wettlauf um die Sicherung der Film-, Fernseh- und Buchrechte für das Minendrama hat bereits begonnen. Das US-Branchenblatt «Broadcasting & Cable» berichtete, dass die Story Produzenten Hunderttausende Dollar wert sein könnte.
dpa/sh/km