Die Bohrarbeiten für den Schacht zur Rettung der 33 verschütteten Kumpel in der Atacama-Wüste in Chile laufen auf Hochtouren. Nach dem Wechsel eines Bohrkopfs fräst sich das Spezialgerät vom Typ Schramm T-130 derzeit pro Stunde um zwei bis zweieinhalb Meter tiefer ins Erdreich. Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) trennten ihn noch 16 Meter von den Eingeschlossenen. Der Bohrer werde voraussichtlich im Laufe des Samstagnachmittags in dem 624 Meter tief liegenden Werkstattraum in der Nähe der Bergarbeiter ankommen, schätzte ein Sprecher des chilenischen Innenministeriums.
Gespanntes Warten
Die Spannung im Camp Esperanza (Hoffnung), in dem Angehörige der Eingeschlossenen seit Wochen bei der Mine San José zelten, stieg spürbar. Allerdings äußerten sie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa auch Unmut über die ständig steigende Zahl von Journalisten aus aller Welt. «Halt mir bloß die Journalisten vom Leib», sagte eine Frau. «Ich will, dass das hier endlich vorüber ist», sagte ein anderer Angehöriger eines der Bergleute.
Nach dem Durchbruch wird es vermutlich noch mehrere Tage dauern, bis die eigentliche Bergungsaktion beginnt. Der Start hängt entscheidend davon ab, ob die Schachtwände für den Transport der Kumpel in einer Rettungskapsel verstärkt werden müssen. Bergbauminister Laurence Golborne sagte, nach dem Durchbruch könne es bis zum Beginn der Bergung noch zwischen drei und acht Tagen dauern. Gesundheitsminister Jaime Mañalich hatte zuvor schon gesagt, die Rettung sei ab Dienstag möglich.
Möglicherweise muss der Rettungsschacht an seinem unteren Ende mit einer Sprengung vergrößert werden, damit die vier Meter lange «Phönix»-Stahlkabine in den Stollen passt. Mindestens fünf der Kumpel hätten eine Spreng-Lizenz, sagte der Chef des Rettungsteams, André Sougarret.
Medienandrang
Auf dem Gelände bei der Mine rund 800 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Santiago trafen immer mehr Journalisten aus aller Welt ein. Auch Chiles First-Lady Cecilia Morel hielt sich auf dem Gelände auf. Möglicherweise sollte auch ihr Mann, Staatspräsident Sebastián Piñera, an diesem Samstag zur Mine kommen. Auch Boliviens Staatschef Evo Morales will die Rettungsaktion vor Ort begleiten. Einer der 33 Kumpel ist Bolivianer.
Unterdessen bereiteten sich die Kumpel in der Tiefe weiter auf die Rettung und die Tage danach, vor allem auf den Medienansturm, vor. Den meisten gehe es weiterhin gut, aber bei einigen sei Nervosität und ein zu hoher Puls festgestellt worden, sagte Mañalich. Um die Kumpel vor den Journalisten abzuschirmen, wenn sie ihre Frauen, Kinder und Geschwister wiedersehen, stehen für sie Ruheräume zur Verfügung.
dpa/wdr/ok/es - Bild:epa