Die Explosionen hatten am Dienstag Beirut und die umliegenden Gebiete erschüttert. Große Teile des Hafens wurden vollständig zerstört. Auch die angrenzenden Wohngebiete wurden stark beschädigt. Durch die Erschütterung zerbarsten Fenster, Trümmerteile schlugen Löcher in Wände.
Ministerpräsident Hassan Diab sprach in einer Fernsehansprache von einer Katastrophe. Er erklärte den Mittwoch zum Tag der landesweiten Trauer in Gedenken an die Opfer. Beirut, in dessen Großraum schätzungsweise bis zu 2,4 Millionen Menschen leben, wurde zur "Katastrophen-Stadt" erklärt.
Ausgelöst haben könnte die schwere Explosion eine sehr große Menge Ammoniumnitrat. Der Regierungschef sagte, schätzungsweise 2.750 Tonnen der gefährlichen Substanz seien jahrelang ohne Sicherheitsvorkehrungen im Hafen von Beirut gelagert worden. Hinweise auf einen Anschlag oder einen politischen Hintergrund gibt es nicht.
Zwei Belgier unter Todesopfern
Unter den Todesopfern in Beirut sind auch zwei Belgier. Das hat das Außenministerium in Brüssel bestätigt. Es handelt sich um einen Mann und eine Frau, die nicht in Verbindung standen. Mehr Details wird das Außenministerium nicht bekannt geben.
In der Region Beirut leben rund 2.200 Belgier. Sie sind durch die belgische Botschaft kontaktiert worden.
Zwei Mitarbeiter der Botschaft und zwei Mitglieder ihrer Familie wurden durch herumfliegende Glassplitter leicht verletzt. Noch ist nicht klar, ob noch weitere Belgier durch die Explosion Verletzungen erlitten haben.
Außenminister Philippe Goffin erklärte, die Botschaft stehe bereit, um Belgiern zu helfen, die sich zurzeit in Beirut aufhalten. Außerdem habe er die libanesische Botschaft in Brüssel kontaktiert, um das Mitgefühl der Belgier auszusprechen und Hilfe anzubieten.
Internationale Hilfe
Internationale Hilfe für Beirut ist schon angelaufen. Das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen der EU schickt mehr als 100 Katastrophenhelfer in die libanesische Hauptstadt. Die Experten und Such- und Rettungsfachleute kommen einem EU-Beamten zufolge aus den Niederlanden, Tschechien und Griechenland.
Das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen der EU hatte bereits am Dienstagabend Kontakt mit den libanesischen Katastrophenschutzbehörden. "Die EU steht in diesen schwierigen Momenten an der Seite der Menschen in Beirut", kommentierte EU-Kommissar Janez Lenarcic, der für das Krisenmanagement zuständig ist.
Auch mehrere Staaten haben inzwischen Hilfe zugesagt. Frankreich schickt zwei Militärflugzeuge in den Libanon. Sie werden unter anderem 55 Angehörige des französischen Zivilschutzes und tonnenweise Material zur Behandlung von Verletzten befördern. Das teilte der Élyséepalast mit. Auch rund ein Dutzend französische Notärzte sollen so schnell wie möglich nach Beirut entsandt werden, um Krankenhäuser vor Ort zu unterstützen.
Der Libanon war früher Teil des französischen Mandatsgebiets im Nahen Osten, die beiden Länder sind immer noch eng verbunden.
Auch Deutschland, die USA und Israel haben schon ihre Hilfe angeboten. Die Niederlande senden noch am Mittwoch 70 Helfer in die libanesische Hauptstadt. Auch Belgien hat der libanesischen Regierung Hilfe angeboten. Premierministerin Sophie Wilmès erklärte auf Twitter, nach dieser Tragödie stehe Belgien Beirut zur Seite. Man denke an die Opfer und ihre Familien.
dpa/dlf/belga/rtbf/est/km