Castex ist bisher in der Corona-Krise dafür zuständig, die Lockerungen zu koordinieren, und trägt deshalb den Spitznamen "Monsieur déconfinement". Der Vertraute des früheren konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy ist Bürgermeister der Stadt Prades in Südwestfrankreich. Er ist ein hochrangiger Politikfunktionär, kommt von den bürgerlichen Rechten und ist in der Öffentlichkeit nicht besonders bekannt.
"Ich bin mir der gewaltigen Aufgabe bewusst, die vor mir liegt", reagierte Castex in einer Mitteilung. In seinem neuen Amt sollen ihm auch die Erfahrungen, die er als Bürgermeister gesammelt hat, helfen. Der 55-jährige Castex ist eher unbekannt. Er muss jetzt eine neue Regierungsmannschaft zusammenstellen.
Der Rücktritt der Regierung war nicht überraschend gekommen. Macron will seine Politik neu ausrichten und deshalb mit einer anderen Regierungsmannschaft arbeiten. "Ökologischer Wiederaufbau" ist nun eines seiner Schlagworte. Der 42-Jährige betonte in Interviews mit Regionalzeitungen aber auch: "Ich glaube, dass der Kurs, den ich 2017 eingeschlagen habe, nach wie vor richtig ist." Er wolle künftig aber noch viel mehr auf Dialog setzen.
Macron war nach der Endrunde der Kommunalwahlen Ende Juni erheblich unter Druck geraten, da sich sein Mitte-Lager bis auf wenige Ausnahmen nicht in großen Städten durchsetzen konnte.
Philippe hatte die Mitte-Regierung seit Mai 2017 geführt. Der ursprünglich aus dem Lager der bürgerlichen Rechten stammende Politiker hatte die Kommunalwahl in der nordfranzösischen Hafenstadt Le Havre für sich entschieden, dort war er schon einmal Bürgermeister gewesen.
Während der schweren Corona-Krise hatte es Spannungen an der Spitze des Staates gegeben. So drückte Macron beim Lockern der strikten Ausgangsbeschränkungen aufs Tempo, während Philippe bremste. In Beliebtheitsumfragen schneidet Philippe wesentlich besser ab als Macron. Er hatte in der Corona-Krise, die Frankreich mit rund 30.000 Toten schwer traf, als ruhig wirkender Krisenmanager deutlich an Statur gewonnen.
dpa/belga/km