Britische Erfindung
Eine Fahrradklingel ist natürlich keine Raketentechnologie. Aber irgendjemand musste sie doch erfinden, und das hat im 19. Jahrhundert der Brite John Richard Dedicoat aus Birmingham getan. Der hat so manches erfunden, was den Alltag erleichtert, wie zum Beispiel auch den Bleistiftspitzer.
Erste Patente zur Fahrradklingel gab es 1877, also vor über 140 Jahren. Ähnlich wie die Hupe bei Fahrzeugen sollte auch die Fahrradklingel im Straßenverkehr ein akustisches Schallzeichen sein, das vor Gefahr warnt. Ursprünglich hieß die Fahrradklingel aber Fahrradglocke. Sie erzeugt seit eh und jeh ihren Ton mit Hilfe eines äußeren Schlägels oder eines inneren Zahnrad-Mechanismus.
Fahrradklingel versus Radlaufglocke
Aber … es gab auch auch andere Systeme, wie die Radlaufglocke. Diese Radlaufglocke funktioniert ähnlich wie ein Fahrraddynamo und wird durch die Bewegung des Rades mitgenommen. Dieses laute und ständige Klingeln hat sich aber nicht durchgesetzt. In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Radlaufglocke wegen der Lärmbelästigung 1960 sogar strikt verboten.
Fest steht, in Belgien und in den meisten Ländern ist die Fahrradklingel Pflicht. Im Grunde soll sie nicht zu leise aber auch nicht zu laut sein, damit der Fahrer keinen Hörschaden erleidet.
Für jeden Geschmack der richtige Ton
Aber es gibt offenbar auch kulturelle Unterschiede. Das gilt sogar für die Fahrradklingel. In den Anfängen konnte man sich mit der Fahrradklingel sogar vom Otto-Normal-Fahrradfahrer abheben. Ein Hersteller hat sogar mit dem Begriff "Elite-Glocke" geworben. Aber man kann nicht sagen, dass sich ein Modell durchgesetzt hat.
Bei Online-Versandhändlern findet man heute über 100 verschiedene Klingeln. Die unterscheiden sich nicht alle im Ton. Aber für kleine Kinder gibt es die mit vielen Motiven: Batman, Superman, Disney-Prinzessin, Einhorn oder auch mit dem Logo des Lieblings-Fußballvereins. Auch die Fahrradhupe ist nicht wegzudenken, wenn sie auch nicht ganz so praktisch ist.
Kulturell geprägte Unterschiede
In Japan gibt es sogar Fahrradklingeln, die zwischen 250 und 420 Euro kosten. Das sind sogenannte buddhistische Fahrradklingeln, die für mehr Höflichkeit im Straßenverkehr sorgen sollen. Eigentlich hatte sich ein junger japanischer Ingenieur, der Spezialist für Schlaginstrumente ist, vor rund zehn Jahren nur einen Scherz erlauben wollen.
In buddhistischen Tempeln werden Orin-Glocken an den Altären verwendet, um böse Gedanken während der Meditation zu vertreiben. Diese Altar-Glocken zeichnen sich durch einen speziellen Klang aus, der auch als Fahrradklingel genutzt wird. Im Grunde geht es aber bei vielen asiatischen Klingeln darum, dass sie noch lange nachklingen.
Im digitalen Zeitalter gibt es natürlich mittlerweile auch eine große Auswahl an Fahrradklingel-Apps. Da kann man auswählen zwischen Big Ben, diversen Sirenenklängen oder Eisenbahnhörnern. Sogar die Vuvuzela ist im Angebot. Doch Vorsicht: Solche Klingeln können im Verkehr ganz schön ablenken. Und ganz ehrlich: Der Gag nutzt sich auch ab und ist dann auch für den Fahrer irgendwann nur nervig.
MZ/SH