Der ecuadorianische Präsident Rafael Correa hat nach der Niederschlagung einer Meuterei von Teilen der Polizei und des Militärs mit acht Toten und 278 Verletzten schwere Vorwürfe erhoben. Es habe sich um einen versuchten Putsch gehandelt, bei dem nicht genannte Hintermänner die meuternden Polizisten benutzt hätten, um ihn und andere Regierungsmitglieder umzubringen, berichteten nationale Medien am Samstag.
Vor den Außenministern der südamerikanischen Staatenunion Unasur, die am Freitag nach Quito gereist waren, machte der linksgerichtete Staatschef «Verschwörer, die uns an den Wahlurnen nicht besiegen können und uns umbringen wollen», für die Gewalt vom Donnerstag verantwortlich. Ziel des Aufstandes sei ein «Bürgerkrieg mit unabsehbaren Folgen» gewesen. Namen nannte Correa nicht. Drei Polizeioffiziere wurden festgenommen.
Correa war am Donnerstag von meuternden Polizisten stundenlang in einem Hospital in Quito festgehalten worden. Erst in der Nacht war er von loyalen Eliteeinheiten befreit worden. Die Beamten hatten nach Angaben eines ihrer Sprecher gegen befürchtete Einkommensverluste protestiert, aber keine politischen Ziele verfolgt oder gar einen Putsch geplant. Nach der Befreiung Correas beruhigte sich die Lage, und die Polizisten nahmen ihren Dienst wieder auf.
Correa kündigte auch eine radikale Säuberung des Polizeiapparates an. Am Freitag war bereits die Polizeiführung ausgetauscht worden. Polizeichef Freddy Martínez verlor seinen Posten und wurde von Fausto Franco ersetzt. Weitere personelle Konsequenzen bei den Sicherheitskräften und auch im Kabinett wurden erwartet.
Die katholische Kirche des Andenstaates rief unterdessen beide Seiten zu einem Dialog auf. Weder die Regierung noch das Parlament sollten versuchen, ihren Willen anderen einfach aufzudrängen, warnte die Kirchenführung. Correa hatte während der Meuterei jeden Dialog abgelehnt, sich jedoch grundsätzlich zu Gesprächen bereiterklärt: «Zwang niemals, Dialog immer.»
Jan-Uwe Ronneburger (dpa) - Bild: epa