Eigentlich klingt es zu schön, um wahr zu sein, denn zwei Drittel der Erdoberfläche bestehen aus Ozeanen. Das ist ein schier endloser Vorrat an Wasser. Ein französischer Unternehmer mit einer langen Vorgeschichte als Seemann, ist auf die Idee gekommen, daraus tatsächlich Trinkwasser herzustellen. Dazu hat er eine Abfüllanlage in ein altes Schiff einbauen lassen, und damit fährt er aufs Mittelmeer hinaus, pumpt Wasser ab, füllt es in Flaschen und verkauft es an Land als Wasser von einzigartiger Qualität.
Das Meerwasser wird auf dem Schiff "Odeep One" gefiltert - und zwar mit einem ganz neuen technologischen Verfahren, versichert der Erfinder. Dabei wird das Wasser zunächst gefiltert, dann wird ihm das Salz entzogen - aber angeblich auf eine so schonende Weise, dass die wertvollen Bestandteile des Wassers - also Mineralien und Spurenelemente - erhalten bleiben. Herauskommen soll ein Wasser von besonderer Qualität und mit einem einzigartigen Geschmack.
Eine gewisse Skepsis ist angebracht, da ein Wasser Richtlinien erfüllen muss, um sich Trinkwasser nennen zu dürfen. Es gibt über 50 Parameter, von der Färbung bis zu den Inhaltsstoffen, die drin sein dürfen und denen, die nicht oder nur in sehr geringen Mengen vorkommen dürfen. Wissenschaftler aus Frankreich haben bereits ihre Vorbehalte angemeldet, weil zu wenig über das Filterverfahren bekannt sei.
Aber das Wasser verkauft sich. Anscheinend gibt es Menschen, die darauf schwören. Vor allem die Chinesen sind ganz versessen auf das Wasser aus dem Mittelmeer. In den Supermärkten in Frankreich greifen die Kunden auch danach, obwohl eine 0,6-Liter-Flasche immerhin 1,90 Euro kostet. Zum Vergleich: Ein Kubikmeter kostet dann mal schnell über 3.000 Euro. Das ist ein Vielfaches von dem, was ein heimisches Mineralwasser kostet.
Ein reiner Marketing-Gag scheint es nicht zu sein. Im Ansatz steckt schon mehr dahinter: Der Kapitän der Odeep One, Régis Révilliod, ist ein Erfinder-Geist. Ihm schwebt ein Öko-Projekt vor, bei dem er zehn Prozent des erzeugten Trinkwassers spenden will. Entweder an Regionen, die besonders unter Trockenheit leiden, oder an Hilfsorganisationen, die Menschen im Mittelmeer aus Seenot retten. Auf lange Sicht will er sein Trinkwasserprojekt auf 100 Millionen Liter im Jahr ausbauen - und alles ganz klimaneutral und ökologisch verträglich.
llb/sh