Der Betrieb wurde in Großbritannien mit sofortiger Wirkung eingestellt. Noch bis Sonntagabend war mit Investoren über eine zusätzliche Finanzierung in Höhe von 200 Millionen Pfund verhandelt worden.
Das Traditionsunternehmen mit Marken wie Neckermann-Reisen und der Fluglinie Condor benötigte das Geld, um in die Zukunft seines Geschäfts zu investieren. Jetzt müssen annähernd 150.000 Urlauber aus verschiedenen Ländern nach Hause geholt werden.
Der Ferienflieger Condor versicherte kurz nach Bekanntwerden der Insolvenzpläne, dass der Flugbetrieb weitergehe. Um Liquiditätsengpässe bei Condor zu verhindern, wurde ein Überbrückungskredit bei der deutschen Bundesregierung beantragt.
Minister verteidigt Entscheidung gegen Thomas-Cook-Finanzspritze
Der britische Verkehrsminister Shapps hat die Entscheidung der Regierung verteidigt, den Reisekonzern Thomas Cook nicht mit einer großen Finanzspritze vor der Pleite zu retten. Er fürchte, dass eine Finanzspritze das Unternehmen nur für kurze Zeit über Wasser gehalten hätte, sagte Shapps der BBC.
Das Unternehmen habe grundlegende Probleme in Zeiten, in denen immer mehr Menschen ihre Reisen online buchen.
50.000 Touristen in Griechenland gestrandet
Allein in Griechenland sind nach der Pleite des Reisekonzerns Thomas Cook etwa 50.000 Touristen gestrandet. Das sagte Tourismusminister Theocharis am Montag dem griechischen Fernsehsender Skai.
Es liefen bereits Maßnahmen, um die Menschen zurück in die Heimat zu bringen. Dies geschehe unter anderem in Abstimmung mit der britischen Regierung, die eine gewaltige Rückholaktion angekündigt hatte. Auf Kreta, wo sich fast die Hälfte der betroffenen Touristen aufhält, wurden Hoteliers informiert, dass die Kunden zu den geplanten Zeiten abfliegen würden.
Sorgen bereiten den Hoteliers aber die noch ausstehenden Zahlungen des Konzerns. Es werde unvermeidlich zu Ausfällen kommen, sagte Theocharis. Sein Ministerium wolle einen Plan ausarbeiten, damit Griechenland nach dem Zusammenbruch des Unternehmens keine Marktanteile verliere. Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Griechenlands.
Gewerkschaft macht Regierung verantwortlich
Die britische Transportgewerkschaft TSSA hat unterdessen die Regierung in London für die Pleite des britischen Reisekonzerns Thomas Cook verantwortlich gemacht. Die Regierung habe sich für das ideologische Dogma entschieden, anstatt Tausende Jobs zu retten, so die Gewerkschaft. Das sei beschämend und falsch.
Die Regierung von Premierminister Boris Johnson hatte eine Bitte um Finanzierungshilfe in Höhe von 150 Millionen Pfund abgelehnt.
Thomas Cook Belgien
Unterdessen wertet Brussels Airlines zurzeit die Auswirkungen der Thomas Cook-Pleite aus. Brussels Airlines ist der wichtigste Partner von Thomas Cook und befördert 80 Prozent der Passagiere des Konzerns. Im Laufe des Tages soll bekannt werden, was mit den 10.000 belgischen Touristen geschieht, die zurzeit ihren Urlaub verbringen.
Thomas Cook Belgien mit den Marken Thomas Cook und Neckermann - das sind 600 Arbeitsstellen und 700.000 Kunden.
Bislang setzt Thomas Cook in Belgien seine Aktivitäten fort. Am Montagmorgen seien bereits zwei Flüge gestartet und alle 86 Reisebüros würden öffnen, sagte ein Sprecher. Allerdings würden aus Vorsichtsgründen keine neuen Kunden bedient. Zurzeit ist es auch nicht mehr möglich, Reisen im Internet zu buchen.
Der Reisegarantiefonds in Belgien verfügt über genügend Mittel, um Reisende bei einem Konkurs von Thomas Cook Belgium zu entschädigen. Das erklärte Mark De Vriendt, der Generaldirektor des Fonds am Montag. Der Garantiefonds, dem Thomas Cook angeschlossen ist, greift allerdings nur, wenn Konkurs angemeldet wurde, was zurzeit nicht der Fall ist.
Wie eine Sprecherin der Setca-Gewerkschaft erklärte, sei das Personal über diese Pleite schockiert. In den letzten Jahren habe der Reiseveranstalter in Belgien immer wieder neue Umstrukturierungen vorgenommen. Die Gewerkschaft verlange nun Antworten von der Direktion, hieß es.
Thomas Cook Belgien arbeitet weiter – nur keine neuen Buchungen
belga/dpa/cd