Die Bewohner einer kleinen Insel im Norden Norwegens fragen sich, ob sie überhaupt noch Uhren benötigen. Einen Unterschied zwischen Tag und Nacht spüren sie im Sommer sowieso nicht.
Weil die Sonne im hohen Norden Norwegens eine Zeit lang nicht untergeht, will die Insel die auf ihr geltende Zeit jetzt abschaffen.
Auf der Insel Sommarøy seien Uhren praktisch überflüssig, das hat der Leiter der entsprechenden Initiative Kjell Ove Hveding der Deutschen Presseagentur gesagt. Und deshalb möchte man jetzt die erste zeitfreie Zone der Erde werden.
Weil es immer hell sei im Sommer, müsse man schlichtweg gar nicht wissen, wie spät es gerade sei, sagt der Leiter der Initiative. Wenn man im Norden Norwegens lebe, mache es keinen Sinn, über Zeiten fürs Abendessen oder irgendeine andere Zeit zu reden, sagt er. Ihnen werde zwar auch beigebracht, abends ins Haus zu gehen und um 21 Uhr Fernsehen zu gucken. Aber eigentlich haben die Menschen auf der Insel schon ihren eigenen Tagesrhythmus entwickelt.
Rund um den längsten Tag des Jahres, dem 21. Juni, verschwindet die Sonne für die rund 350 Bewohner der Insel gar nicht am Horizont. Das heißt vom 18. Mai bis zum 26. Juli wird es nicht richtig dunkel – das sind 69 Tage.
Dieser lange Sommer ohne wirkliche Unterteilung in Tag und Nacht sorge dafür, dass Kinder auf der Insel häufig um 2 Uhr nachts draußen spielen und Hausbesitzer ihre Fassaden auch mal nachts streichen.
Eine Petition, wonach die Zeiteinteilung ausgesetzt werden soll, wurde einem Parlamentsabgeordneten übergeben. Ob die Regierung in Oslo dem Ganzen zustimmt, ist allerdings noch unklar.
dpa/lo/rasch