Nach wochenlangem Herumgedruckse hat Boeing die Katze aus dem Sack gelassen: Der Hoffnungsträger des Konzerns, der 787 "Dreamliner", verspätet sich um weitere Wochen. Frühestens im Februar kann der erste Kunde, die japanische All Nippon Airways, den leisen und spritsparenden Langstrecken-Flieger in Empfang nehmen.
Die Maschine hinkt dem Zeitplan bereits zweieinhalb Jahre hinterher und hätte spätestens im Dezember das Werksgelände in Everett im US-Bundesstaat Washington verlassen sollen. Ein Triebwerk stünde nicht rechtzeitig zur Verfügung, teilte Boeing am Freitag mit.
Boeing habe eines der Testtriebwerke zu spät angefordert, sagte ein Sprecher des Herstellers Rolls Royce. Dadurch habe der enge Zeitplan nicht mehr eingehalten werden können. «Wir arbeiten eng mit Boeing zusammen, um die Auslieferung gemäß den Planungen voranzutreiben.»
Boeing hatte Kunden und Börsianer in den vergangenen Monaten bereits Stück für Stück auf neuerliche Verzögerungen vorbereitet: Höhenleitwerk und Instrumententafel machten Probleme, hinzu kamen zeitraubende Sonderwünsche der Fluggesellschaften selbst.
Der neuerliche Hänger habe aber keine finanziellen Auswirkungen, beteuerte der Konzern. Die Pannenserie hatte Boeing einen Milliardenbetrag gekostet. Etliche Kunden sprangen ab, andere verlangten Schadenersatz für die lange Wartezeit. 847 Maschinen sind bislang verkauft.
Der Dreamliner ist Hoffnungsträger und Sorgenkind zugleich. Dank einer neuartigen Konstruktion aus leichten Verbundmaterialien erhoffen sich Boeing und die von hohen Spritpreisen geplagten Airlines deutliche Treibstoffeinsparungen. Gerade die neuen Materialien machten aber von Anfang an Probleme.
Die Schwierigkeiten zeigen, wie komplex der Flugzeugbau mittlerweile geworden ist.
Daniel Schnettler, Ansgar Haase und Sebastian Döring (dpa) - Bild: epa