Nach dem verheerenden Brand der Kathedrale Notre-Dame hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron einen schnellen Wiederaufbau der Kirche versprochen. Man werde die Kathedrale noch schöner als zuvor wieder aufbauen, sagte Macron in einer Fernsehansprache. Als Zeitrahmen gab Macron fünf Jahre an. Er berät am Mittwoch mit dem Kabinett über die weiteren Schritte nach der Brandkatastrophe.
Mehr als 800 Millionen für Notre-Dame
Für die Instandsetzung der schwer beschädigten Kirche seien bereits Spendenzusagen in Höhe von rund 880 Millionen Euro eingegangen, teilte das Präsidialamt mit. Allein die drei französischen Milliardärsfamilien Arnault, Pinault und Bettencourt-Meyers wollen insgesamt eine halbe Milliarde Euro geben. Neben Unternehmen wollen auch zahlreiche Privatpersonen spenden.
Die Stadt Paris will 50 Millionen Euro bereitstellen. Bürgermeisterin Anne Hidalgo schlug vor, in den kommenden Wochen eine internationale Geberkonferenz in der französischen Hauptstadt abzuhalten.
Auch aus dem Ausland kommen Hilfszusagen. In Belgien hat die König-Baudouin-Stiftung, die u.a. Initiativen zur Wahrung des Kulturerbes unterstützt, ein Spendenkonto (IBAN BE10 0000 0000 0404 - BIC: BP0TBEB1 - Mitteilung: ***128/3137/00048***) zugunsten des Wiederaufbaus der Kathedrale eingerichtet.
Experten äußerten sich jedoch skeptisch, dass ein Wiederaufbau möglich sei, weil beispielsweise alte Baupläne nicht mehr verfügbar seien.
Die Schäden im Inneren der Kathedrale sind indes offenbar weniger schlimm als befürchtet. Entsprechend äußerte sich der zuständige Denkmalschutz-Direktor, Laurent Prades. Demnach sind alle Stelen aus dem 18. Jahrhundert und die Fresken, die Kapellen sowie die große Orgel unbeschädigt. Dies gelte auch für die drei großen Rosettenfenster.
Schwachstellen im Gewölbe
Nach Angaben des französischen Innenstaatssekretärs Laurent Nuñez entdeckten Fachleute allerdings "einige Schwachstellen" im Gewölbe. "Im Ganzen hält die Struktur gut", fügte er hinzu. Notre-Dame sei nur knapp einer kompletten Zerstörung entgangen. Die Feuerwehrkräfte hätten Schlimmeres verhindert. Auf Bildern waren riesige Löcher in Teilen des Gewölbes zu sehen. Fotos zeigten außerdem Berge von Trümmern im Innenraum der gotischen Kathedrale, deren Geschichte bis ins Jahr 1163 zurückreicht.
Der Brand war Montagabend im Dachstuhl der Kathedrale ausgebrochen und hatte sich rasend schnell ausgebreitet. Erst am Dienstagvormittag verkündete Feuerwehrsprecher Gabriel Plus: "Das ganze Feuer ist aus." Man habe die ganze Nacht über sichergestellt, dass das Feuer nicht wieder ausbricht, und die Gebäudestrukturen überwacht. Nun beginne die Phase der Begutachtung.
Die Pariser Staatsanwaltschaft geht von einem Unfall aus. "Nichts weist derzeit in die Richtung einer vorsätzlichen Tat", sagte Staatsanwalt Rémy Heitz am Dienstag. Nun würden Zeugen angehört - auch Arbeiter, die Renovierungsarbeiten ausführten.
Am Dienstagabend hatten Hunderte Menschen in der Nähe von Notre-Dame gemeinsam eine Gebetswache abgehalten. Am Mittwoch um 18:50 Uhr werden an allen Kathedralen in Frankreich als Zeichen der Solidarität die Glocken läuten. Das war der Zeitpunkt, an dem das Feuer vorgestern entdeckt wurde. Es war im Dachstuhl der Kathedrale ausgebrochen.
dpa/dlf/jp/mg