Nach dem verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame sind die Flammen komplett gelöscht. Nun beginne die Phase der Begutachtung, sagte der Chef der Feuerwehr. Man habe die ganze Nacht über sichergestellt, dass das Feuer nicht wieder ausbricht und die Gebäudestrukturen überwacht.
Der Brand auf dem Dach hatte sich am Montagabend schnell auf rund 1.000 Quadratmeter ausgebreitet, so der Feuerwehrchef. Die Struktur der Kathedrale sei nach neun Stunden "erbittertem Kampf" erhalten, die wichtigsten Kunstwerke habe man retten können. Experten und Architekten wollen jetzt darüber beraten, wie die Feuerwehr ihre Arbeit fortsetzen kann und ob die Kathedrale stabil ist.
Drei Verletzte - Ursache unklar
Bei dem verheerenden Brand sind drei Menschen leicht verletzt worden. Dabei handele es sich um zwei Polizisten und einen Feuerwehrmann, teilte die Pariser Feuerwehr mit.
Die Ursache für den Brand ist noch unklar. Am wahrscheinlichsten sei ein Unfall, hieß es von Seiten der Pariser Staatsanwaltschaft. 50 Ermittler seien im Einsatz, um die Gründe für das Feuer zu erforschen. Hinweise auf Brandstiftung seien nicht gefunden worden.
Der Direktor des Gotteshauses, Patrick Chauvet, sieht keine Sicherheitsmängel beim Brandschutz. Es gebe etwa Brandaufseher, die drei Mal täglich den Dachstuhl prüfen, sagte er im französischen Fernsehen. Aber es gebe natürlich immer Vorfälle, die man so nicht habe vorhersagen könne.
Wiederaufbau und Spenden
Eine internationale Geberkonferenz soll nach dem Brand Geld für den angestrebten Wiederaufbau sammeln. Einen entsprechenden Vorschlag verkündete die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, über ihren Twitter-Account. Frankreich will das berühmte Wahrzeichen wieder instandsetzen. Das hatte Staatschef Emmanuel Macron bereits am Montagabend angekündigt.
Erste Großspender können Hidalgo und Macron bereits auf der Haben-Seite buchen: Die Familie des französischen Unternehmers und Milliardärs Bernard Arnault kündigte an, sich mit 200 Millionen Euro an der Rekonstruktion zu beteiligen. Zuvor hatte bereits die französische Milliardärsfamilie Pinault 100 Millionen Euro versprochen.
EU-Ratspräsident Donald Tusk hat alle anderen EU-Mitgliedstaaten zur Hilfe beim Wiederaufbau der Kathedrale aufgerufen. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sprach von einem "schrecklichen Tag für alle, die Frankreich und Paris lieben" und kündigte an, dass die EU-Kommission alle Unterstützung leisten werde, die Frankreich möglicherweise benötigen könnte.
Papst Franziskus hat sich der Trauer um die Pariser Kathedrale angeschlossen. In einem Schreiben an den Pariser Erzbischof Aupetit bezeichnete der Papst die Kathedrale als "architektonisches Juwel eines kollektiven Gedächtnisses" und würdigte den Mut und die Arbeit der Feuerwehrleute.
Walter Strom zu Brand in Notre-Dame: "Ein Stück Heimat, das den Flammen zum Opfer gefallen ist"
dpa/sh/mh