Für IOC-Präsident Jacques Rogge ist die gelungene Premiere der Olympischen Jugendspiele in Singapur ein Meilenstein in seiner 2013 endenden Amtszeit. «Ich bin extrem begeistert», bilanzierte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am Donnerstag, dem Schlusstag der Jugendspiele. «Mit einem Erfolg diesen Ausmaßes war nicht zu rechnen. Meine Erwartungen wurden bei weitem übertroffen.»
Den Erfolg der olympischen Talente-Show, die in nur zweieinhalb Jahren organisiert wurde, wollte sich der belgische Initiator am Ende aber nicht allein ans Revers heften: «Singapur ist die Mutter der Jugendspiele - und es gibt viele Väter.»
Es gibt aber Bedenken, dass nach der vom asiatischen Stadtstaat im großen Stil inszenierten Welturaufführung der nächste Ausrichter Nanjing in vier Jahren diese übertrumpfen will. «Wir haben schon mit den Chinesen gesprochen und ihnen gesagt, dass die Intimität der Jugendspiele beibehalten werden soll», sagte Rogge, der einen Tag nach Erlöschen des Feuers direkt nach Nanjing weiterreisen wollte.
Rogges Nachfolger
Sein Erbe und damit auch die Gestaltung der Zukunft der Jugendspiele könnte der deutsche IOC-Vizepräsident Thomas Bach antreten, den Rogge («Jeder erwartet, dass er antreten wird») selbst kurz vor Ende der «kleinen» Spiele als Nachfolger auf den Schild hob. Der Tauberbischofsheimer reagiert darauf zurückhaltend. «Es ist für mich und den deutschen Sport ehrenvoll, wenn man für die Aufgabe als geeignet angesehen wird», sagte Bach der Nachrichtenagentur dpa. «Jegliche weiteren Spekulationen verbieten sich.»
Konkrete Gedanken hat er sich zumindest über die Zukunft der Jugendspiele gemacht, mit denen er die olympische Landkarte vergrößern möchte. Nach Singapur und Nanjing 2014 sollten nur Länder das Nachwuchs-Großereignis im Sommer veranstalten, «die nicht Organisatoren von Olympischen Spielen waren». Man könne auch darüber nachdenken, dass Ausrichter von Jugendspielen «für die nächsten acht oder zwölf Jahre nicht für die Olympischen Spiele kandidieren sollten». 17 Länder sollen an künftigen Ausgaben interessiert sein.
Kein Hort der Unschuld
Die 1. Olympischen Jugendspiele waren kein Hort der Unschuld und des Friedens, sondern auch Bühne für sportpolitisches Scharmützel. Der Iraner Mohammad Soleimani verzichtete auf das Taekwondo-Finale und mögliches Gold. Als offizielle Begründung wurde eine Verletzung angegeben. Da er im Finale auf den Israeli Gili Haimovitz getroffen wäre, wurde auf ein politisches Motiv der Absage geschlossen. Das IOC konnte den Nachweis nicht erbringen. Den Beleg, ob die Jugendspiele «sauber» waren oder nicht, will das IOC erst nach dem Schlusstag mit der Veröffentlichung der Analyse der 1300 Doping-Kontrollen liefern.
Die rund 3600 Athleten aus 204 Ländern wurden mit höchst unterschiedlichem nationalen Ehrgeiz in die Wettkämpfe geschickt. China, das mit 49 Medaillen - davon 29 aus Gold - ins «Reich der Mitte» zurückkehrte, und Russland (41) nutzten die Jugendspiele zur Demonstration der Stärke. Sport-Supermacht USA nahm die Sache (noch) nicht so ernst und belegte im inoffiziellen Medaillenspiegel hinter Aserbaidschan und Deutschland Platz 13.
«Wir haben mit Ländern gesprochen, die nicht so starke Mannschaften geschickt haben. Sie bedauern es und wollen es beim nächsten Mal ändern», sagte Rogge. Erfreulich war für ihn, dass 93 Nationen Medaillen gewonnen haben, mehr als bei den traditionellen Spielen 2008 in Peking (83).
Auf die Frage von Goldmedaillengewinnern, ob sie sich Olympiasieger nennen dürfen, antwortete Rogge: «Ihr werdet nicht für immer jung bleiben, aber für immer Jugend-Olympiasieger bleiben. Das kann Euch keiner mehr nehmen.»
Andreas Schirmer (dpa) - Bild: epa