Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier stellt sich als Organspender für seine schwer kranke Frau zur Verfügung und zieht sich vorübergehend aus der Politik zurück. Bereits an diesem Dienstag sollen beide operiert werden. Das Paar ist dafür seit Montag in ärztlicher Betreuung.
Seine 48 Jahre alte Ehefrau Elke Büdenbender leide seit einigen Wochen an einer fortgeschrittenen Nierenerkrankung, teilte Steinmeier am Montagmorgen überraschend mit. "Mangels Alternativen, und weil die entsprechenden Voruntersuchungen das auch erlauben, werde ich selbst der Spender sein." Der 54-Jährige fügte hinzu: "Sie haben sicherlich Verständnis dafür, dass ich deshalb für einige Wochen nicht auf der politischen Ebene aktiv sein werde."
Der frühere SPD-Kanzlerkandidat zeigte sich angesichts der ärztlichen Expertisen sehr zuversichtlich, dass er nach dem Eingriff wieder ohne Einschränkung - möglichst ab Oktober - aktiv sein könne. Vorher plant er gemeinsam mit seiner Frau einen längeren Aufenthalt in einer Reha-Klinik.
"20 Jahre Politik auf den Knochen der Familie, jetzt ist es mal umgekehrt", begründete Steinmeier seine Entscheidung für die Operation. Er sei optimistisch, dass die Transplantation erfolgreich verlaufe.
In Steinmeiers Abwesenheit wird SPD-Vize-Fraktionschef Joachim Poß die Amtsgeschäfte übernehmen. Der 61-jährige Poß ist der dienstälteste SPD-Abgeordnete und Finanzexperte.
Steinmeier verband seine Äußerungen mit der Bitte an die Medien, angesichts der Erkrankung seiner Frau seine Privatsphäre zu respektieren und von Nachforschungen im privaten Bereich abzusehen. Das Paar hat eine 14-jährige Tochter. Steinmeier kündigte an, er werde die Öffentlichkeit zu gegebener Zeit informieren. Den Ort des Klinikums, in dem der Eingriff stattfinden wird, nannte Steinmeier nicht.
Merkel wünschte ihrem früheren Vizekanzler Kraft und Zuversicht für die Genesung seiner Ehefrau. Die Kanzlerin habe am Morgen mit Steinmeier telefoniert und ihm alles Gute gewünscht. SPD-Chef Gabriel sagte, man sei in den nächsten Tagen und Wochen bei ihm und drücke ihm die Daumen. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) lobte Steinmeier: "Das verdient unseren Respekt und unsere Hochachtung. Mit seinem Handeln bei der Organspende ist Frank-Walter Steinmeier ein Vorbild, wenn es darum geht, das Thema stärker in die Gesellschaft zu tragen."
dpa/pma/km - Bild: epa