Der angeschlagene britische Musikkonzern EMI, musikalische Heimat von Künstlern wie Coldplay und Katy Perry, braucht zum Überleben neue millionenschwere Finanzspritzen. Nachdem die Eigentümer der Private-Equity-Gruppe Terra Firma bereits zu Jahresbeginn mit 105 Millionen Pfund (130 Millionen Euro) aushelfen mussten, kündigte das Management am Mittwoch an, es bedürfe weiterer 26,5 Millionen Pfund noch in diesem Jahr. Das Geld werde gebraucht, um Anforderungen des Hauptgläubigers, der US-Bank Citigroup, zu erfüllen.
Auch danach werde es weitere «signifikante Fehlbeträge» geben, bis die Vereinbarungen mit der Bank in den Jahren 2014 und 2015 auslaufen. EMI stehe vor beachtlichen finanziellen Herausforderungen, sagte Stephen Alexander, Chef der Terra-Firma-Tochter Maltby Holding, unter deren Dach EMI seit 2007 geführt wird. In den Jahren 2014 bis 2017 seien drei Milliarden Pfund an Schulden zurückzuzahlen.
EMI hatte in den vergangenen Jahren prominente Künstler verloren, darunter die Gruppe Queen. Das britische Label ist die kleinste der vier großen, weltweit operierenden Plattenfirmen, hinter Universal, Sony und Warner. Die Briten litten am heftigsten unter dem Strukturwandel der Musikindustrie, bedingt durch illegale Downloads im Internet und den Preisverfall beim digitalen Tonträgergeschäft.
EMI nehme zwar mehr als genug ein, um die Zinsen für die laufenden Kredite zu begleichen, sagte Alexander. Das Unternehmen brauche aber Abkommen mit Banken, die EMI für die kommenden Jahren festigen müssten. Erschwerend hinzu kommt, dass Terra Firma mit dem EMI-Hauptgläubiger Citigroup in einen Rechtsstreit über die Kreditlinien verwickelt ist. Terra Firma behauptet, die Bank habe den Preis beim Bieterwettbewerb um EMI - er lag bei 4,2 Milliarden Pfund - künstlich in die Höhe getrieben.
EMI hat im zurückliegenden Geschäftsjahr (31. März) einen Nettoverlust in Höhe von 512 Millionen Pfund gemacht - eine Verbesserung um zwei Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Operativ stand ein Gewinn von 121 Millionen Pfund zu Buche. Zu der deutlichen Verbesserung im Vergleich zu 2009, als operativ nur neun Millionen Pfund verdient wurden, hätten sowohl das Musikverlagsgeschäft EMI Music Publishing als auch das Tonträgergeschäft beigetragen.
Michael Donhauser (dpa) - Bild: epa