Angesichts der Verwüstungen durch die Hochwasserkatastrophe stellt die Weltbank Pakistan einen Millionenkredit zur Verfügung.
Die Regierung in Islamabad bekomme die angefragten rund 900 Millionen Dollar (703 Millionen Euro), teilte die Weltbank in Washington mit.
Der ökonomische Schaden durch die Flut sei noch gar nicht absehbar, aber gewaltig. Die pakistanischen Behörden gehen von nahezu 1500 Toten, 20 Millionen Obdachlosen und Milliardenschäden aus.
Krankheiten unter Flutopfern breiten sich aus
Unter den mehreren Millionen Flüchtlingen breiten sich verstärkt Krankheiten aus. Die Zeitung 'Dawn' berichtet unter Berufung auf Gesundheitsbehörden, ein vierjähriger Junge sei in einem Auffanglager in der südpakistanischen Hafenstadt Karachi an einer Magen-Darm-Erkrankung gestorben. Ein sechs Tage altes Baby sei durch Tetanus ums Leben gekommen.
Der Arzt Khalid Ansari sagte 'Dawn', sein Team habe in dem Flüchtlingslager inzwischen bei 400 Menschen hohes Fieber und Magen-Darm-Erkrankungen diagnostiziert. Auch Hauterkrankungen würden häufig festgestellt.
In Rajanpur in der zentralpakistanischen Provinz Punjab starb nach Krankenhaus-Angaben ein 17 Jahre altes Mädchen an einem Magen-Darm-Infekt.
Verzweiflung macht sich breit
Inzwischen gibt es erste gewaltsame Proteste von Flutopfern, die sich von der Regierung im Stich gelassen fühlen. Der Nachrichtensender 'Dawn News' meldete, drei Menschen seien am Montag verletzt worden, als eine aufgebrachte Menschenmenge einen Hilfskonvoi im Distrikt Rahim Yarkhan in der zentralpakistanischen Provinz Punjab mit Steinen bewarf.
In der Provinz Sindh im Süden des Landes blockierten Hunderte Menschen eine Schnellstraße und zündeten Feuer an. Sie warfen der Regierung vor, nur dann Lebensmittel zu verteilen, wenn Medienvertreter in der Nähe seien.
Zunehmend kritisch ist die Lage in der Stadt Jacobabad im Süden des Landes. Knapp ein Viertel der zwischen 300.000 und 400.000 Einwohner der Stadt seien bis Montag in Sicherheit gebracht worden. Die Umgebung von Jacobabad wurde bereits überflutet.
Nach Angaben der Weltbank dürften die größten Flutschäden an Gebäuden, Straßen, Bewässerungssystemen und in der Landwirtschaft entstanden sein. Schätzungen zufolge seien über 720.000 Häuser durch das Hochwasser zerstört oder beschädigt worden, teilte das Institut in Washington mit.
Der 900 Millionen-Euro-Kredit soll aus dem Fonds der Weltbank-Tochter IDA (International Development Association) für die ärmsten Länder kommen. Nach Schätzungen der UNO sind etwa 20 Millionen Menschen direkt oder indirekt von der Flutkatastrophe betroffen.
Spendenbereitschaft leicht erhöht
Japan und die Türkei kündigten an, jeweils zehn Millionen Dollar Soforthilfe zur Verfügung zu stellen. Australien verdreifacht seine Unterstützung für das Rote Kreuz auf 35 Millionen Dollar. Saudi-Arabien sammelte mit einer landesweiten Spendenkampagne 20,5 Millionen Dollar.
"Mittlerweile verzeichnen wir einen leichten Anstieg der Spendengelder", sagt Erik Todts, der Präsident des Belgischen Konsortiums für Notsituationen. "Aber es sind längst nicht die Summen, die gebraucht werden". Im Vergleich mit der Erdbebenkatastrophe von Haiti sei bisher nur ein Viertel des damals gespendeten Geldes eingegangen.
Eine gemeinsame Aktion ist noch nicht geplant. Donnerstag wollen sich die Verantwortlichen der verschiedenen Organisationen erneut treffen und die Lage besprechen.
Spendenkonten
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belga/afp/dpa/jp/km - Bild: epa