Der Journalist Claas Relotius soll seine Reportagen gefälscht haben und darin vorkommende Personen selbst gar nicht getroffen oder sogar erfunden haben.
Anfang Dezember war Relotius noch ein Star in der Szene. In Berlin wurde ihm für eine "Spiegel"-Reportage über den Syrienkrieg der deutsche Journalistenpreis verliehen.
Nun hat der 33-jährige Reporter gekündigt. Kollegen sind ihm gegenüber misstrauisch geworden. Mal soll er Treffen mit Protagonisten erfunden haben, mal Details für seine Reportagen. Am Ende hat Relotius viel davon zugegeben.
Bei "Spiegel ONLINE" enthüllt die Redaktion den Skandal im eigenen Haus. Knapp 60 Reportagen sollen von dem Skandal betroffen sein.
Das Magazin rühmte sich in der Vergangenheit damit, besonders wahrheitsgetreu zu sein - mit einer eigenen Faktencheck-Abteilung.
Doch bei Reportagen sind der Journalist und der Protagonist selber die einzigen Zeugen. Im Haus heißt es, eine Lösung könnte sein, häufiger Fotografen zu den Reportereinsätzen zu schicken, um Fotobeweise für Treffen oder Reisen zu liefern.
Jedoch soll es keinen Generalverdacht gegen die ganze "Spiegel"-Redaktion geben, sagt der Spiegel-Chefredakteur Steffen Klusmann.
Dennoch werden auch andere Medien sich mit der Affäre beschäftigen müssen. "Spiegel"-Chef Klusmann erinnert daran, dass Relotius auch für andere Medienhäuser gearbeitet hat.
Rechtliche Schritte will der "Spiegel" nicht gegen Relotius einleiten. Auch seine Beiträge bleiben online. Doch sie tragen jetzt einen Warnhinweis vor "weitgehenden Fälschungen und Manipulationen durch den Autor".
dlf/vk/rasch