Über den Zustand der ISS wird viel spekuliert, auch weil die Nasa und die russischen Kollegen von Roskosmos nur wenig Informationen dazu geben. Die ISS dürfte trotz vieler Nachrüstungen über die Jahre ziemlich gelitten haben.
Auch äußerlich: Einschläge verursachen immer wieder kleine Krater. Einige Male musste die ISS Weltraumschrott ausweichen und dann auch deswegen kurzfristig ihren Kurs ändern. Im Laufe der Jahre entstanden Vertiefungen und Kratzer. Dann hat mal ein winziger Splitter ein Sonnensegel durchschlagen.
Bisher sind durch solche Vorfälle noch nie Crewmitglieder in Gefahr gebracht worden. Aber es gibt andere Vorfälle, die Konsequenzen haben könnten, da sie immer noch nicht im Detail geklärt sind.
Da ist zum Beispiel ein kleines Leck in der russischen Sojus-Kapsel, das im Sommer einen Druckabfall in der ISS auslöste. Über die Ursache kursieren die wildesten Spekulationen: Pfusch, Sabotage oder einfach ein Unglück?
Ein anderer Vorfall betraf den Fehlstart einer Rakete mit zwei Raumfahrern an Bord. Der ist zwar glimpflich geendet, hat aber den Zeitplan der Mission durcheinander gebracht und wieder eine Sicherheitsfrage aufgeworfen.
Staunen ja, Luxus nein
Gemütlich oder luxuriös geht es auf der ISS nicht zu. Bei voller Besetzung gibt es kaum Privatsphäre. Zu Essen gibt es Astronautennahrung aus der Tüte. Die Waschmöglichkeiten sind sehr mühselig. Die Wartung und Reinhaltung der Geräte nimmt viel Zeit in Anspruch.
Und dann ist da noch die Geräuschkulisse: Die Lüftungsventilatoren sind sehr laut. Und es soll in der Raumstation riechen wie in einem Neuwagen.
Wie alles anfing
1984 hatte US-Präsident Ronald Reagan die Nasa mit der Entwicklung einer bemannten Raumstation beauftragt. Dann holte man die Europäer mit ins Boot - sie sollten nicht auf die Idee kommen, an einer eigenen Station zu tüfteln. Nach dem Ende der Sowjetunion wurden auch die Russen dazu geholt.
Dass am Ende so viele Parteien in das Projekt involviert waren, hatte zur Folge, dass die Station viel größer geplant wurde, als eigentlich notwendig.
Am 20. November 1998 wurde das erste russische Modul «Sarja» auf die Reise geschickt, und seit 2000 sind ununterbrochen Astronauten auf der ISS. Die Station ist immer mehr gewachsen, mittlerweile ist sie so groß wie ein Fußballfeld.
Kritik an den Betriebskosten
Die ISS wird von Kritikern gerne das teuerste Gebäude der Welt genannt. Die Gesamtkosten inklusive Planung, Bau und Wartung sollen bei über 100 Milliarden US-Dollar liegen. In Euro sind das dann mehr als 87 Milliarden. Der Zahl liegen Schätzungen aus dem Jahre 1998 zugrunde...
Die USA zahlen nach eigenen Angaben jedes Jahr drei Milliarden Dollar für den Betrieb, die europäische Weltraumorganisation Esa gibt an, bisher zehn Milliarden Euro in die ISS investiert zu haben.
dpa/lo/jp