Radioaktive Gefahr in Russland und giftiger Smog in Moskau: Bei den schwersten Wald- und Torfbränden der russischen Geschichte versuchen tausende Einsatzkräfte, ein Übergreifen der Feuersbrunst auf Atomanlagen und radioaktiv verseuchte Gebiete zu verhindern.
Brände gelöscht, aber Ausnahmezustand
Für die Ural-Stadt Osjorsk mit dem großen Atommüllaufbereitungs- und Lagerungszentrum Majak gaben die Behörden aber zunächst Entwarnung. Die Brände in der Nähe der Anlage seien gelöscht, sagte die Sprecherin des Zivilschutzministeriums, Irina Andrianowa, nach Angaben der Agentur Interfax.
Der Bürgermeister von Osjorsk, Viktor Trofimtschuk, verhängte dennoch den Ausnahmezustand. Damit sind etwa Picknicks in den Stadtparks und umliegenden Wäldern verboten.
1700 km² weiter in Flammen
Im ganzen Land blieb die Lage gespannt. Nach Angaben des Zivilschutzministeriums brennen noch mehr als 550 Feuer auf einer Fläche von mehr als 1700 Quadratkilometern. Darunter befänden sich knapp 70 Großbrände. Die Zahl der Feuertoten erhöhte sich auf mindestens 54. Hilfsorganisationen gehen von deutlich mehr Opfern aus.
Die Feuerwalze nähert sich nach Angaben russischer Behörden immer wieder bedrohlich den Atomanlagen des Landes. Experten befürchten aber vor allem, dass die Waldbrände radioaktiv verseuchte Böden aufwirbeln und das Strahlengift in andere Regionen tragen könnten. Der Atomkonzern Rosatom warnte allerdings vor Panikmache. Die Atommülldeponien seien durch einen mehrschichtigen Mantel aus Beton und Metall geschützt, so dass Feuer sie kaum beschädigen könnten.
Die von einer Jahrhundert-Hitze und schweren Dürre begleiteten Brände haben Russland in eine schwere ökologische, wirtschaftliche und humanitäre Katastrophe gestürzt. Die Schäden werden auf einen zweistelligen Milliarden-Euro-Wert geschätzt. In der russischen Hauptstadt Moskau leiden die Menschen seit Tagen unter giftigem Smog. Die Sterberate stieg hier um das Doppelte auf 700 Tote täglich.
dpa/jp