Europas größter Billigflieger Ryanair muss den ersten Gewinnrückgang seit fünf Jahren verkraften. Der Gewinn sank im ersten Geschäftshalbjahr um sieben Prozent auf 1,20 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Montag in Dublin mitteilte.
Als Gründe für den Rückgang nannte Ryanair die Streiks, hohe Kerosinpreise, geringere Ticketpreise und Ersatzzahlungen wegen der EU-Fluggastrechte. Aus denselben Ursachen hatte Ryanair bereits Anfang Oktober seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr gesenkt.
Die Ryanair-Papiere legten am Montagmorgen um über vier Prozent zu. Im Zuge der Gewinnwarnung war das Papier stark eingebrochen. Zusätzliche Sorgen dürfte dem Billigflieger das Echo auf einen rassistischen Vorfall in einer Maschine bereiten.
Die irische Airline rechnet im Geschäftsjahr 2018/19 (Ende März) mit einem Gewinn von 1,10 bis 1,20 Milliarden Euro. Zuvor war der Konzern von 1,25 bis 1,35 Milliarden Euro ausgegangen.
Ryanair-Chef Michael O'Leary bezeichnete den Ausblick in einem Interview mit Bloomberg als konservativ. Er sehe den Ölpreis als größtes Risiko. Wegen der Unsicherheit in den Brexit-Verhandlungen werde Ryanair weitere Aktienrückkäufe aufschieben. Ein Programm über 750 Millionen Euro hatte der Billigflieger jüngst abgeschlossen.
Nicht nur die mehr als 400 Maschinen mit dem Ryanair-Logo werfen in diesem Jahr weniger Gewinn ab. Die neue Ryanair-Tochter Laudamotion dürfte nach bisherigen Angaben rund 150 Millionen Euro Verlust einfliegen. Dies ist in der Gewinnprognose noch nicht berücksichtigt.
Ryanair hatte Ende August die Mehrheit an der österreichischen Fluglinie Laudamotion übernommen - der Nachfolge-Airline der früheren Air-Berlin-Tochter Niki. Deren Gründer Niki Lauda hatte nach der Pleite von Air Berlin den Zuschlag für Niki erhalten und sie unter dem Namen Laudamotion wieder an den Start gebracht. Wenig später holte er Ryanair als neuen Anteilseigner ins Boot.
Streik am Flughafen von Eindhoven
Am Flughafen von Eindhoven streikt ab Dienstag das Kabinenpersonal von Ryanair. Mit dem 24-stündigen Streik möchten die Stewards und Hostessen gegen die angekündigte Schließung des Ryanair-Standorts in Eindhoven protestieren.
Ryanair hatte angekündigt, den Flughafen Eindhoven ab November zu verlassen.
Rassistischer Vorfall
Unterdessen brachte ein rassistischer Vorfall in einem Flieger Ryanair in Erklärungsnot. Ein Mann beschimpfte in einer Maschine eine 77-jährige Frau lautstark unter anderem als "hässlichen schwarzen Bastard". Der pöbelnde Passagier wurde aber nicht aus dem Flugzeug auf dem Airport von Barcelona gewiesen. Stattdessen wurde das Opfer auf eigenen Wunsch umgesetzt.
Ein Mitreisender hatte den Vorfall am vergangenen Freitag kurz vor dem Start nach London gefilmt. Das Video löste in sozialen Netzwerken massive Kritik an Ryanair aus. Die Airline meldete den Vorfall bei der Polizei.
belga/dpa/dop/sr