Die Flutkatastrophe in Pakistan trifft immer mehr Menschen - ihre Zahl hat sich auf 2,5 Millionen bis 3 Millionen erhöht. Tausende Pakistaner warten weiter auf Hilfe. Sauberes Trinkwasser, Lebensmittel und Medikamente werden am dringendsten gebraucht. Schätzungen zufolge sind mehr als 1.500 Pakistaner ums Leben gekommen. Einige Helfer befürchten nun aber, dass ihre Zahl bis auf 3.000 steigen könnte.
«Oft führen nur Geröllstraßen in manche Orte. Die sind wegen der Flut jetzt unpassierbar geworden», sagt Dirk Kamm, Leiter des eines Rot-Kreuz-Büros in Islamabad. «Statt vier oder fünf brauchen unsere Transporte nun oft neun bis zwölf Stunden.» Wenn sie überhaupt ihr Ziel erreichten. Die Überschwemmungen haben nach Angaben der Behörden rund 100 Brücken und viele Straßen mitgerissen.
Kamm warnte, dass sich Seuchen wie die Cholera schnell ausbreiten könnten. In den Fluten schwimmen auch Tierkadaver. «Die Zahl der registrierten Fälle von Durchfall und ähnlichen Erkrankungen liegt bei rund 100.000.» Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond haben an einigen Orten mobile Medizinstationen eingerichtet. Viele Helfer sind seit vergangenem Mittwoch, als die Flutkatastrophe begann, im Dauereinsatz.
Menschen warten verzweifelt auf Hilfe
In Regionen wie dem Swat-Tal im Nordwesten des Landes beschweren sich Pakistaner auch über unzureichende Unterstützung von den Behörden. «Das kann ich verstehen, aber auch sie tun ihr Bestes», erklärt Kamm. Ein großes Problem ist für die Helfer auch die geringe Zahl von Helikoptern, ohne die manche Orte gar nicht zu erreichen sind. «Einige westliche Nationen könnten bestimmt helfen, wenn sie temporär einige Ressourcen aus Afghanistan hierher verlegen.»

«Rund 30.000 Häuser sind beschädigt oder zerstört, Zehntausende leben unter freiem Himmel», sagte Latifur Rehman, ein Sprecher der regionalen Katastrophenhilfe. Das Swat-Tal mit dem gleichnamigen Fluss trifft es besonders hart, weil hier zuletzt Kämpfe zwischen den radikalislamischen Taliban und pakistanischen Regierungstruppen viel Verwüstung angerichtet haben.
Auch andere Regionen sind hart getroffen. Ein Programmmanager von Oxfam wurde nach seiner Rückkehr aus der zentralpakistanischen Provinz Punjab mit den Worten zitiert: «Die Überschwemmungen sind von überwältigendem Ausmaß.
Das Wasser hat alles mit sich gerissen.» Wasserquellen seien zerstört und die Ernte verloren. Unterdessen werden weitere Regenfälle für den Nordwesten des Landes, aber auch für Punjab vorausgesagt.
Zweite Seuchen-Katastrophe könnte folgen

Den Opfern der Jahrhundert-Flut im Nordwesten Pakistans könnte bei weiteren Regenfällen ein gefährlicher Cholera-Ausbruch drohen. «Noch haben wir keine bestätigten Fälle», sagte eine Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf.
Das Ausmaß der Durchfall-Erkrankungen sei in den überschwemmten Bezirken aber «ernst genug».
Bis zum Montagabend seien landesweit medizinische Hilfspakete verteilt worden, die für die Behandlung von 200.000 Patienten über einen Monat ausreichen.
«Mehrere Tonnen Medikamente müssen ersetzt werden», hieß es mit Blick auf die vielerorts überfluteten Depots.
N. Sarwar, J. Wagemann (dpa) dw/pk/alk - Bilder: epa