Die Erfahrungen der letzten Weltmeisterschaften sind doch zum Teil sehr ernüchternd. Zunächst stellt man fest, dass in den letzten Jahren sportliche Großereignisse, wie eine Fußball-WM oder auch Olympische Spiele, in den meisten Fällen nicht in den reichen Staaten der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, stattgefunden haben.
Stattdessen fanden die Events in Brasilien, China, Südafrika und jetzt in Russland statt - den vermeintlich aufstrebenden Staaten. Dort hat man für die Sportveranstaltungen gewaltig investiert, viel Geld ausgegeben und am Ende stehen dann Stadien ungenutzt in der Gegend herum.
Prominentes Beispiel ist das Manaus-Stadion. Es steht in einer Stadt, die mitten im Amazonas, im Urwald liegt. Vier WM-Spiele haben da stattgefunden und seitdem nichts mehr, weil es für ein solches Stadion dort keine Verwendung gibt. Dabei hat der Bau 230 Millionen Euro gekostet. Jetzt überlegt Brasilien, das Stadion umzubauen - und zwar in ein Gefängnis. Selbst in Griechenland sind nach den Olympischen Spielen etliche Sportstätten direkt nach der Großveranstaltung regelrecht verrottet.
Zwar bringt eine WM lokal auch viel Geld ein, aber wohl nicht genug. Schon für die WM in Südafrika 2010 hatten Ökonomen errechnet, dass das Land zwar 220.000 Touristen zusätzlich ins Land gelockt hat, dafür aber rund 13.000 Euro pro Besucher in die Stadien investiert hat. Und so viel werden die Besucher dann wohl nicht ausgegeben haben. Die Zahlen für Brasilien sahen ähnlich aus.
Die WM also ein Verlustgeschäft? Hier gilt wohl: zwei Ökonomen, drei Meinungen. Russland rechnet damit, dass die WM in der gesamten Volkswirtschaft für Mehreinnahmen von 26 Milliarden Euro sorgen wird - und das bei Investitionen von zwölf Milliarden Euro. In dieser Rechnung hätte sich die WM gelohnt. Die Ratingagentur Moody’s will daran aber nicht glauben.
Auf der anderen Seite gibt es Ökonomen, die auf den sogenannten Olympia-Effekt verweisen. Der sagt, dass nach einem Sport-Großevent der Export eines Landes um 20 Prozent anzieht. Ein Land hat die Chance, sich durch ein Großevent als weltoffen zu präsentieren und das nützt der Wirtschaft tatsächlich. Allerdings gilt dieser Effekt schon für die Länder und Städte, die sich für ein solches Event nur bewerben. Die gewinnen dann doppelt: einerseits durch den Imagegewinn und andererseits dadurch, dass sie nicht die immensen Kosten tragen müssen, das Event auch auszurichten.
tijd/okr