Echter Wein oder doch Plörre? Glaubt man den Sommeliers, die Original und Imitat bei einer Blindverkostung probiert haben, ist der Unterschied nicht zu schmecken. Das Imitat ist also mehr als nur genießbar.
"Replica Wine" heißt die Firma, die das Imitat herstellt. Sie hat hochwertige Weine aus den USA chemisch analysiert, die Inhaltsstoffe und ihre Konzentration bestimmt und genau das mischen die Forscher im Labor nach. So besteht der Wein aus dem Reagenzglas zu 85 Prozent aus Wasser, 13 Prozent Alkohol und zwei Prozent Zusatzstoffen. Außerdem sind Tannine, Zucker und Aromen enthalten, die eben auch im natürlichen Wein vorkommen.
Und weil es sich bei den Repliken um besonders hochwertige Weine handelt, ist die Kopie sogar billiger als das Original. Etwa 15 Prozent günstiger sind sie im Vergleich zum echten Wein, der im Fass oder der Flasche gereift ist.
Die Weinrepliken sind inzwischen in fast allen US-Bundesstaaten zu haben. Und das nur zwei Jahre, nachdem Replica Wine auf den Markt gekommen ist. Kenner wollen aber gar nicht von Wein sprechen. Sie nennen das Gemisch "Fake Wine".
Die europäischen Weinkenner wollen zum Teil gar nicht von Wein sprechen. Ein Argument von ihnen: Im Gegensatz zu einem guten echten Wein, der altern kann und im Alter immer besser wird, ist so ein Mix aus dem Labor eine Momentaufnahme des Weins. Die Replik ist also darauf angelegt, dass man sie quasi sofort trinken muss.
Andere Puristen erklären: In der Replik stecke keine Seele mehr drin. Für einen guten Wein gebe es kein Rezept, da spiele die Erfahrung, Geschichte und Kultur des Weinguts eine wichtige Rolle. Jeder Wein und jeder Jahrgang habe so seine Besonderheit. Ihnen gefällt es also gar nicht, dass man all das im Labor zumindest so nachstellen kann, dass die Profis geschmacklich keinen Unterschied mehr zum Original feststellen können. Den Weinkennern geht es also nicht nur um das Getränk an sich, sondern auch um ganz viel Pathos, der dahinter steckt.
soir/okr