Nach ihrem historischen Gipfeltreffen in Singapur haben US-Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim ein gemeinsames Dokument unterschrieben. Die Welt werde große Veränderungen erleben, sagte Kim. Man habe beschlossen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.
Trump rechnet nach eigenen Worten mit einem baldigen Beginn eines atomaren Abrüstungsprozesses auf der koreanischen Halbinsel. Auf einer Pressekonferenz sprach der US-Präsident von einer "Botschaft der Hoffnung" und einer "Vision des Friedens" für die Welt, die von dem Gipfel ausgehe. In dem Gipfeldokument erklärt Kim sein "festes und unerschütterliches Bekenntnis" zu einer umfassenden atomaren Abrüstung. Im Gegenzug sichert Trump Sicherheitsgarantien zu.
Einen Zeitplan für eine Denuklearisierung gibt es aber nicht. Für Einzelheiten habe die Zeit nicht gereicht, sagte der US-Präsident. Es werde noch viele weitere Treffen zwischen den USA und Nordkorea geben.
Trump erklärte, die bisherigen gemeinsamen Militärmanöver mit Südkorea sollten eingestellt werden. Dies könne die weiteren Verhandlungen mit Nordkorea erleichtern und eine Menge Geld sparen. Allerdings würden die USA ihre Truppenpräsenz in Südkorea vorerst nicht verringern. Auch sollten die UN-Sanktionen gegen Nordkorea vorerst in Kraft bleiben.
Neues Kapitel
Mit ihrer persönlichen Begegnung im Luxushotel "Capella" auf der Insel Sentosa wollen beide Politiker nach ihrem anfangs angespannten und teils offen feindlichen Verhältnis einen Neuanfang wagen. Es geht um den Abbau der Atomrüstung in Nordkorea, eine Friedenslösung für die koreanische Halbinsel sowie Wirtschaftshilfe für das weithin isolierte kommunistische Land. Nordkoreas Machthaber machte deutlich, ein neues Kapitel in den angespannten Beziehungen zu den USA aufschlagen zu wollen.
"Es war nicht einfach, hierher zu kommen", sagte Kim, als sie sich zu einer persönlichen Unterredung nur mit Übersetzern in der Bücherei des Hotels niederließen. "Alte Praktiken und Vorurteile haben gegen uns gearbeitet. Aber wir haben sie alle überwunden. Und jetzt sind wir hier." Auch Trump äußerte sich positiv. "Wir werden ein großartiges Verhältnis haben, kein Zweifel." Auch zeigte der US-Präsident in der ihm eigenen Art mit dem Daumen nach oben. "Wir werden ungemein erfolgreich sein."
Historischer Handschlag
Trump und Kim hatten sich zum Auftakt vor jeweils sechs Flaggen der USA und Nordkoreas in dem Kolonialbau den Kameras gestellt. Bei dem 13 Sekunden dauernden, historischen Handschlag wirkten beide Politiker ernst und angespannt, doch fasste Trump seinem Gegenüber freundschaftlich kurz an die Schulter. Das Treffen hat für Nordkorea immensen symbolischen Wert. Es signalisierte, mit der Supermacht USA auf gleicher Augenhöhe zu stehen.
Nach der ersten Unterredung über 38 Minuten kamen beide in größerer Runde auch mit den Außenministern Mike Pompeo, Stabschef John Kelly und Sicherheitsberater John Bolton zusammen. "Es liegen Herausforderungen vor uns, doch wir werden mit Trump zusammenarbeiten", sagte Kim vor dem Treffen. "Wir haben alle Arten der Skepsis und Spekulationen um diesen Gipfel überwunden, und ich glaube, das ist gut für den Frieden."
Auf nordkoreanischer Seite nahmen der berüchtigte frühere Geheimdienstchef und einflussreiche Berater General Kim Yong Chol sowie Außenminister Ri Yong Ho an den Beratungen teil. Anschließend kamen beide Delegationen zu einem Arbeitsessen zusammen. Für den Nachmittag waren keine weiteren Gespräche mehr geplant. Trump hat erklärt, er werde bereits am Dienstagabend wieder nach Hause fliegen. In früheren Planungen war von Mittwoch die Rede gewesen.
Der Streit um Nordkoreas Atomwaffenprogramm ist einer der gefährlichsten Konflikte der Welt. Kim gibt vor, dass seine Raketen mit Atomsprengköpfen das US-Festland treffen können. In einem wütenden Tweet wies Trump am frühen Morgen seine Kritiker zurecht. "Wir haben unsere Geiseln (zurück), die Tests, die Forschung und alle Raketenabschüsse sind gestoppt", schrieb Trump. "Und diese Experten, die mir von Anfang an Fehler vorwarfen, haben nichts anderes zu sagen", fuhr er fort. "Wir werden okay sein." Mit dem Hinweis auf die Geiseln bezog sich Trump auf drei US-Bürger, die im Mai aus der Haft in Nordkorea freigelassen worden waren.
Menschenrechte
Nach dem Eklat am Wochenende auf dem Gipfel der sieben großen Industrienationen (G7) in Kanada stand Trump zusätzlich unter Druck, einen Erfolg vorzuweisen. Nie zuvor war ein amtierender amerikanischer Präsident mit einem Führer des isolierten Landes zusammengetroffen. Das Treffen war schon deswegen heftig umstritten, weil Kim sein Land diktatorisch regiert, massiv gegen Menschenrechte verstößt und nach Schätzungen der US-Regierung 80.000 bis 120.000 Menschen in teils schlimmen Verhältnissen in Arbeitslagern gefangen hält.
Auf dem Gipfel seien auch Menschenrechtsfragen behandelt worden, versicherte Trump. "Das ist angesprochen worden, und es wird in Zukunft angesprochen werden." Allerdings im Vergleich zur atomaren Abrüstung nur "verhältnismäßig kurz". Zugleich äußerte Trump sich überzeugt, dass Nordkoreas Machthaber bereit sei, die Lage in seinem Heimatland zu verbessern. "Er will die richtigen Dinge machen."
Trump will Kim "zu einem angemessenen Zeitpunkt" nach Washington einladen. Umgekehrt kann sich Trump auch vorstellen, zu einem bestimmten Zeitpunkt selbst Pjöngjang zu besuchen.
dpa/dlf/jp/km