Nach der umstrittenen Präsidentenwahl in Venezuela gerät das südamerikanische Land immer mehr ins diplomatische Abseits. Zahlreiche Länder aus der Region riefen am Montag ihre Botschafter zu Konsultationen zurück. "Wir erkennen die Wahl nicht an, weil sie nicht den internationalen Standards einer demokratischen, freien, fairen und transparenten Abstimmung entspricht", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der sogenannten Lima-Gruppe.
Unterstützung erhielt der venezolanische Staatschef Nicolás Maduro hingegen von seinen sozialistischen Verbündeten in Lateinamerika. Nach Angaben des Wahlamtes war er am Vortag mit 68 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. Allerdings sitzen zahlreiche Regierungsgegner in Haft oder wurden nicht zu der Wahl zugelassen. Das größte Oppositionsbündnis MUD boykottierte die Abstimmung und sprach später von Wahlbetrug.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Maduro das von der Opposition kontrollierte Parlament entmachten und Proteste gegen seine Regierung blutig niederschlagen lassen. Zu der Lima-Gruppe gehören Argentinien, Brasilien, Kanada, Chile, Kolumbien, Costa Rica, Guatemala, Guyana, Honduras, Mexiko, Panama, Paraguay, Peru und Santa Lucia. Die venezolanischen Botschafter in den jeweiligen Ländern würden einbestellt, um Protestnoten entgegenzunehmen, hieß es in der Mitteilung weiter.
Die USA reagierten auf die Wiederwahl Maduros mit neuen Sanktionen. Der Regierung in Caracas sollten weitere Möglichkeiten verbaut werden, an frisches Geld zu kommen, erklärten Regierungsvertreter. Konkret wird allen US-Firmen und -Bürgern untersagt, der Regierung Venezuelas dabei zu helfen, Besitz- oder Anlagegüter zu verkaufen. Gleiches gilt für die Zentralbank und die Ölgesellschaft Petróleos de Venezuela.
Venezuela steckt in der schwersten Krise seiner Geschichte. Wegen Devisenmangels kann das ölreiche Land kaum noch Lebensmittel und Medikamente einführen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für das laufende Jahr mit einem Einbruch der Wirtschaftskraft um 15 Prozent und einer Inflationsrate von mehr als 13.000 Prozent. Angesichts der humanitären Krise haben bereits Hunderttausende Venezolaner das Land verlassen.
dpa/rkr/est