In diesem Jahr wird kein Literaturnobelpreis vergeben. Grund ist die Krise in der Schwedischen Akademie. Diese wird von einem Belästigungs- und Korruptionsskandal erschüttert.
18 Frauen hatten dem Mann eines Akademiemitglieds sexuelle Belästigung vorgeworfen. Eine Untersuchung der Akademie bestätigte "unakzeptables Verhalten in Form von unerwünschter Intimität". Nach Berichten schwedischer Medien soll der Mann auch Kronprinzessin Victoria an den Po gefasst haben. Außerdem soll seine Frau über Fördergelder für den eigenen Kulturverein mitentschieden haben.
Mehrere Jurymitglieder legten ihre Arbeit nieder, weil sie nicht damit einverstanden waren, wie glimpflich das Paar davonkommen sollte. Auch die ständige Sekretärin Sara Danius musste in der Folge ihren Posten aufgeben - nach eigener Aussage auf Wunsch der Akademie.
"Das Ansehen des Literaturnobelpreises hat großen Schaden genommen", teilte das Jury-Gremium mit. Man halte es für nötig, Zeit zu investieren, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Akademie wiederherzustellen. Der Literaturnobelpreis für 2018 soll nächstes Jahr zusammen mit dem Preis für 2019 vergeben werden.
Die Preisvergabe wird nicht zum ersten Mal abgesagt, zuletzt wurde der Nobelpreis von 1940 bis 1943 wegen des Zweiten Weltkriegs überhaupt nicht vergeben. Die jahrhundertealten Statuten der Akademie lassen auch zu, in diesem Fall im Folgejahr zwei Nobelpreise zu verleihen. Das hat die Akademie in der Vergangenheit bereits mehrmals getan.
dpa/jp/est