In New York, so schrieb einmal das Magazin «New Yorker», gibt es zwei Arten von Lärm. "Den Lärm der Stadt (Autohupen, laute Nachbarn, Baumaschinen, bellende Hunde) und den Lärm der New Yorker, die sich darüber beschweren."
Mehr als 400.000 Lärm-Beschwerden gingen im vergangenen Jahr bei der städtischen Hotline ein, etwa eine alle anderthalb Minuten - zu Presslufthämmern, Lastwagen, Hubschraubern, ratternden U-Bahnen, Autohupen, vor allem aber zu lauten Nachbarn.
"Die Menschen in New York sind ziemlich dramatischen Lärmpegeln ausgesetzt, die Einfluss auf ihr tägliches Leben haben, beispielsweise in Hinblick auf den Schlafrhythmus", sagt Juan Pablo Bello von der New York University. Bello hat das Projekt „Sounds of New York City“ ins Leben gerufen und zusammen mit seinen Kollegen dafür rund 4,6 Millionen Dollar Unterstützung von der National Science Foundation bekommen.
Der Plan ist, rund 100 kleine Aufnahmesensoren in der Stadt zu verteilen. 50 sind schon an ihrem Platz. Die Geräte haben Mikrofone, können aber auch Daten verarbeiten. In regelmäßigen Abständen nehmen sie zehn Sekunden lange Geräuschschnipsel auf und übermitteln sie dann an Bellos Labor.
Gespräche können dabei nicht identifiziert werden, man wird also nicht abgehört.
Die Auswertung der Daten hat gerade erst begonnen, aber schon erste Erkenntnisse gebracht. So analysierten die Forscher eine Reihe von Beschwerden in der Gegend um den Washington Square Place. Grund war Baulärm nach den offiziell erlaubten Tageszeiten.
Kontrolleure der Stadt, die Tage später die Beschwerden überprüften, konnten in 80 Prozent der Fälle kein Fehlverhalten feststellen. Die Überprüfung der Lärmdaten zu den Zeiten der Beschwerden aber ergab: In 94 Prozent der Fälle gab es wohl doch Fehlverhalten.
Gemeinsam mit der Stadt überlegen Bello und sein Team nun, wie solche Daten künftig am besten genutzt werden können. In Zukunft könnte das Projekt auch in andere Städte und Länder gebracht werden, sagt Bello. "New York ist unser Labor, wo wir uns austoben können, und weil es so laut ist, ist die Stadt ein ideales Experimentierfeld für uns."
Ein Ziel sei auch, den Menschen die Schädlichkeit von Lärm bewusster zu machen. "Lärm ist Verschmutzung. Und wir wollen, dass die Menschen über Lärmverursachung genauso denken wie über das Wegschmeißen der Verpackung eines Schokoriegels."
lo/jp