AV1 ist der nüchterne Name eines wunderbaren kleinen Roboters. Er macht es möglich, dass kranke Kinder virtuell am Unterricht teilnehmen können. Der Roboter ist etwa 30 Zentimeter groß - sieht aus wie eine Büste, also ohne Arme oder Beine. Dafür aber mit einer Kamera, einem Lautsprecher und einem Mikrofon.
Die Teilnahme am Unterricht vom Bett aus funktioniert über ein Smartphone oder ein Tablet. Damit steuern die Patienten ihren Roboter. Der kleine Roboter ist sozusagen der Avatar des kranken Schülers. Man setzt ihn in die Klasse, auf das Pult des Schülers, und dann streamt der kleine Roboter alles, was die Kamera in ihm aufnimmt. Und dank Mikrophon und Lautsprecher kann sich die Klasse mit dem Patienten auch unterhalten.
Mitentwickelt wurde der AV1 von der Norwegerin Karen Dolva. Sie hat ihr Startup-Business "No Isolation" genannt. Sie hat - wie sie in Interviews sagt - an die Kinder gedacht, die zum Beispiel an chronischer Müdigkeit leiden oder wegen einer Krebserkrankung in Behandlung sind. Solche Kinder leiden neben ihrer Krankheit auch noch darunter, dass sie nicht zur Schule gehen können und von ihren Freunden getrennt sind. Damit diese Kinder sich nicht auch noch einsam und isoliert fühlen, hat Karen Dolva den AV1 entwickelt.
Der soziale Aspekt war das Wichtigste, sagt Karen Dolva. Den Avatar kann man nämlich auch problemlos mit sich herumtragen. Zum Beispiel in den Pausenraum oder zum Mittagessen in die Mensa. Den Schülern scheint der AV1 jedenfalls Spaß zu bereiten. Karen Dolva erzählt in einem Interview, dass er oft mit Kostümen verkleidet wird, oder dass Schüler ihn mit Stickern bekleben oder bemalen. Eine Klasse habe dem Avatar sogar einen Pullover geschenkt - selbst gestrickt.
Laut Hersteller reicht die Batterie für sechs bis acht Stunden Videoübertragung - das ist fast länger, als ein Schultag dauert. Zwischendurch kann man den Roboter einfach an einer Steckdose aufladen.
Inzwischen sind mehr als 400 Roboter in Betrieb, vor allem in Norwegen und Schweden, aber auch in Großbritannien und in der Schweiz. Und bald wohl auch in Deutschland: Zwei Schulen in Berlin und Hamburg wollen den AV1 jetzt testen. Wie es in Belgien aussieht, ist nicht bekannt.
Mehr unter noisolation.com.
dpa/noisolation.com/jp