Der stellvertretende Chef der UN-Mission UNAMA in Afghanistan, Toby Lanzer, erklärte, dass die UN die Planungszahlen gerade von 300.000 auf 700.000 erhöht hätten. Hintergrund ist vor allem das stark verschlechterte Verhältnis von Pakistan zu Afghanistan und den USA.
Schon 2016 waren unter scharfer internationaler Kritik rund eine Million Afghanen teils zwangsweise in ihr Heimatland zurückgekehrt. Dort kontrollieren oder beeinflussen die radikalislamischen Taliban wieder mindestens 13 Prozent des Landes und kämpfen um weitere 30 Prozent.
Afghanistan und die internationale Gemeinschaft waren damals nicht vorbereitet auf den Ansturm. Hunderttausende Rückkehrer leben weiter unter elenden Bedingungen in Lagern oder Gastgemeinden. Eine weitere Migrationswelle würde die große Gruppe der Binnenflüchtlinge anschwellen lassen.
Der Krieg hatte 2016 rund 660.000 Menschen obdachlos gemacht und 2017 noch einmal rund 450.000. Es gebe bereits Treffen mit humanitären und Entwicklungshelfern sowie der US-Botschaft, sagte Lanzer. Die USA sind der größte Geber im Land. Die werfen Pakistan vor, den Taliban zu helfen und so die Aufbaubemühungen in Afghanistan zu destabilisieren.
Die USA hatten jüngst mehr als eine Milliarde Dollar an Militärhilfen für Pakistan gestrichen. Noch schlechter kam ein scharfer Neujahrs-Tweet von US-Präsident Donald Trump über Pakistan an. Kurz darauf beschloss Pakistan überraschend, die Aufenthaltserlaubnis für afghanische Flüchtlinge um nur einen Monat zu verlängern, später dann nur bis Ende März.
dpa/est